Das spätere Verhalten zeigt unsere früheren Vorhaben auf.
(ordonline.de – Paraschat Schmini)
Schmini – der 8. Tag. Am achten Tag der Einweihung des Tabernakels erscheint die Majestät G“ttes. Himmlisches Feuer verzehrt das Opfer. Die Erscheinung G“ttes im Mischkan (Tabernakel) war für das Jüdische Volk ein Zeichen, dass ihm seine Sünde des Goldenen Kalbes verziehen sei.
Ein Ankläger kann kein Rechtsanwalt werden.
Aharon erbrachte ein Kalb als Sühne für das Goldene Kalb. Dieses ist jedoch schwer. Ein Ankläger kann kein Rechtsanwalt werden, lautet eine alte Talmudische Regel (Rosch Haschana 27a). Aharon hatte jedoch nicht gesündigt. Er glaubte nicht ans Goldene Kalb. Er tat nur so, als ob er sich dem Volk anschloss, mit der Hoffnung, dass Mosche schnell erscheinen würde.
Sein Plan misslang. Deshalb wird ihm sein „Misslingen“ auf eine sehr außerordentliche Weise angerechnet. Aber ein Kalb als Opfer durfte Aharon erbringen. Denn damit wurde klar, dass er nicht ernsthaft einen Bezug zum Goldenen Kalb hatte. Sonst würde er einen Ankläger anstatt eines Verteidigers geopfert haben.
Weshalb mussten die Bnej Jisrael mehr Opfer als Aharon bringen?
HaSchem sprach zu Aharon: „Nimm selbst ein Kalb, ein junges Männliches aus den Rindern, als Sühneopfer und einen Ziegenbock als Olah-Opfer, unberührt. Sprich zu den Bnej Jisrael wie folgt: »Nimm eine Ziege als Sühneopfer und ein Kalb und ein Schaf aus dem ersten Jahr – unberührt – als Olah-Opfer«“ (Wajikra 9:2-3).
Sowohl Aharon wie die Bnej Jisrael hatten zur Versöhnung Sündeopfer zu erbringen. Weshalb war es erforderlich, dass die Bnej Jisraejl mehr Opfer als Aharon zu erbringen hatten? Sie erbrachten sowohl ein Kalb, wie eine Ziege und er erbrachte nur ein Kalb.
Vergehen mit Josef und mit dem Goldenen Kalb
Die Bnej Jisrael hatten für zwei Sünden Sühne zu erbringen. Ihre erste Sünde war der Verkauf von Josef gewesen, wobei eine Ziege geschlachtet wurde, um seine Kleidung in ihr Blut zu tauchen und so zu tun, als ob er durch ein wildes Tier zerrissen worden sei.
Die Bnej Jisrael hatten noch immer Kappara (Verzeihung) für den Verkauf von Josef zu erhalten, darüber hinaus, dass ihnen noch Verzeihung für das sich beugen und für die Opferungen für das Goldene Kalb erfolgen musste. Deshalb benötigten sie jetzt eine Ziege, um für das Vergehen mit Josef zu büßen und ein Kalb, um für das Goldene Kalb zu büßen.
Weshalb erst jetzt?
Der Verkauf von Josef war jedoch vor mehr als zwei Jahrhunderte erfolgt. Weshalb erbrachten sie erst jetzt – mehr als zweihundert Jahre später – hierfür ein Sühneopfer?
Bis jetzt hatten sie das Empfinden, dass sie vielleicht einigermaßen berechtigt gewesen wären, Josef zu verkaufen. Josef sollte Vater Ja’akov keine schlechten Dinge über die Brüder erzählen können. Wenn man etwas Schlechtes oder Böses berichtigen möchte, hätte man es den Tätern – in diesem Fall den Brüdern von Josef – direkt ins Gesicht sagen müssen.
Die Brüder waren auf Jossejf wütend, dass er Ja’akov alles berichtete und sie in ein schlechtes Licht stellte. Darüber hinaus befürchteten sie den Fluch ihres Vater Ja’akov, der tödlich hätte sein können.
Deshalb meinten sie, das Recht zu haben, um Josef aus dem Weg zu räumen. Aber nach dem Goldenen Kalb konnten die Bnej Jisrael dieses nicht mehr durchhalten. Sie hatten gezeigt, dass sie selbst bei einer direkten Warnung ihren Warnenden hätten töten können.
Chur, Mirjams Sohn, kaltblütig ermordet
Beim Goldenen Kalb trat Chur, der Sohn von Mirjam, nach vorne, um sie bei der Fertigung dieses neuen Götzen, der Mosche ersetzen sollte, zu stoppen. Sie töteten ihn auf der Stelle. Sie zeigten nun eindeutig, dass ihre ursprüngliche Rechtfertigung nicht mehr aufging. Sie schienen nun im Stande zu sein, den Mann, der sie geradeaus ins Gesicht warnte, kein Goldenes Kalb an zu fertigen, kaltblütig zu ermorden. Aharon erschrak hiervor so sehr, dass er versuchte, seine heile Haut zu retten, indem er den Eindruck erweckte, sich dem Wunsch des Volkes an zu schließen.
Keine Entschuldigung mehr für ihr Vergehen mit Josef
Deshalb war jetzt der Augenblick angebrochen, um auch für den Verkauf von Josef vollständige Busse zu leisten. Nun schien es so, dass es überhaupt keine Entschuldigung mehr für ihr Vergehen gab, Josef geraubt zu haben.
Spätere Taten zeigen deutlich, wie wir schon vor langer Zeit waren. Glaubten wir, uns für den Verkauf von Josef bis zum Goldenen Kalb noch entschuldigen zu können, da er seine Aussagen über die Brüder ihnen geradeaus ins Gesicht hätten sagen sollen, scheint es jetzt, dass diese Entschuldigung für das Kidnapping von Josef nie gegeben hat.
Mangelnde Bereitschaft zur Belehrung
Dieses ist eine äußerst aktuelle Mussar Haskejl (eine weise Lehre). Wenn jemand versucht, uns zu Recht zu weisen, reagieren wir auch heutzutage unangenehm darauf. Meistens sind wir nicht dazu bereit, auch nur irgendwelche Belehrung hin zu nehmen. Die Verbesserung unserer Gesellschaft bleibt, ohne ernsthafte Selbstanalyse, eine Seifenblase!