Chanukkah 5692

Original von yadvashem.org


 

An Chanukkah 1932, nur einen Monat bevor Hitler an die Macht kam, machte Rachel Posner, die Frau von Rabbiner Dr. Akiva Posner, ein Foto von der Chanukkiah der Familie von der Fensterbank des Hauses mit Blick auf das Gebäude auf der anderen Straßenseite, das mit Nazi-Fahnen geschmückt war.

 

 

Auf der Rückseite des Fotos schrieb Rachel Posner in deutscher Sprache:

 

Chanukkah 5692
„Juda verrecke“
die Fahne spricht -
„Juda lebt ewig“
erwidert das Licht.

 

Rabbiner Dr. Akiva Posner, Doktor der Philosophie von der Universität Halle-Wittenberg, diente von 1924-1933 als letzter Rabbiner der Gemeinde in Kiel. Nachdem er in einem Protestbrief in der Lokalzeitung seine Empörung über die in der Stadt aufgetauchten Plakate zum Ausdruck gebracht hatte („Zutritt für Juden verboten“), wurde er vom Vorsitzenden der örtlichen Ortsgruppe der NSDAP zur Teilnahme an einer öffentlichen Debatte vorgeladen. Die Veranstaltung fand unter starker Polizei-bewachung statt und die Lokalpresse berichtete.

 

Als sich die Spannungen und die Gewalt in der Stadt verschärften, waren der Rabbiner, seine Frau Rachel und ihre drei Kinder gezwungen, aus ihrem Haus zu fliehen und sich nach Eretz Jisrael durchzuschlagen. Vor ihrer Abreise konnte Rabbiner Posner viele seiner Gemeindemitglieder ebenfalls vom Wegzug überzeugen. Die meisten retteten sich nach Eretz Jisrael oder in die USA.

 

Die Familie Posner verließ Deutschland 1933 und kam in Eretz Jisrael im Jahr 1934 an. Etwa achtzig Jahre später zünden Akiva und Rachel Posners Nachkommen weiterhin Chanukka-Kerzen an und gebrauchen die gleiche Chanukkiah, die aus Kiel nach Israel gebracht wurde. An Chanukka 5770 (2009), salutierte Akiva Mansbach, gekleidet in der Uniform der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), und las ein Gedicht vor, das er auf Hebräisch verfasst hatte, inspiriert von dem Gedicht seiner Urgroßmutter Rachel Posner aus dem Jahre 1932. Es lautet:

 

Im Jahre 5692 ist die Chanukiah im Exil, sie steht im Fenster
Sie fordert die Parteifahne heraus, die noch nicht regiert
„Juda verrecke!“ sagt diese
Und Großmutters Reim antwortet
In seiner eigenen Sprache, ohne zu verzweifeln: So spricht die Fahne
Doch unsere Kerze antwortet und verkündet
„Juda lebt ewig“.
Im Jahre 5770 steht die Chanukkiah im Fenster
Mit Blick auf die Fahne des herrschenden Staates
Der Nachkomme Akiva, benannt nach seinem Urgroßvater,
grüßt diese durch das Fenster und zündet die Chanukiah an
Danket droben und sprechet ein Gebet
Dass „der Erlöser nach Zion kommen wird“ und nicht auf sich warten lässt.