Der Fremdling in deinen Toren - Der Noachidische Ger                             

Original: The Stranger in Your Gates – Rabbi Chaim Cloferne


 

„Versammle das Volk, Männer und Frauen und Kinder, auch deinen Fremdling, der in deinen Toren ist, damit sie es hören und lernen, damit sie den Ewigen, euren Gott, fürchten und darauf achten, alle Worte dieser Torah zu befolgen“ (5. Mose 31:12).

 

Vorab erfolgt eine Klärung der Begriffe.

Ger Zedek = Fremdling, der „halachisch“ zum Judentum konvertiert ist.
Ger Toshav = Fremd
ling in Israel, der die Sieben Noachidischen Gebote einhält.
Ger „in den Toren“ (Ger „in the Gates“) = Gott fürchtender Heide (Nicht-Jude) gemäß Deut. 31:12; weiter unten auch Noachidischer Ger genannt

 

Warnung: Konvertiert nicht zum Judentum!

 

Lass uns über die Konvertierung zum Judentum sprechen. Niemand sollte es tun. Wenn du zum Judentum konvertierst, wurdest du von einem wohlmeinenden, aber ungelehrten Juden, wahrscheinlich einem Rabbiner, in die Irre geführt.

 

Die Wahrheit ist: Wenn jemand konvertiert, wird er oder sie in die „Kehillat Yisrael“ eingepfropft, die Versammlung Israels, die einen Körper und eine Seele und einen Bund mit Gott hat. Die Konvertierung geschieht zum Volk hin, nicht zur Religion. Das jüdische Volk hat in der Tat eine Religion namens „Judentum“ und die Annahme des Judentums ist eine Voraussetzung für eine koschere (echte) Konvertierung. Jedoch ist die Liebe zum Judentum, zu der auch die Liebe zur Torah und zu den Mitzvot (= Aufträgen, Geboten) gehört, kein Grund zum Konvertieren. Das muss klar verstanden und beherzigt werden. Nun, warum ist dies so und worin genau besteht der Unterschied?

 

Nehmen wir das Szenario eines Noachiden. Er hat seinen Weg aus der Kirche heraus gefunden, läuft vorbei an den [fälschlich sogenannten] „Messianischen [Juden]“ und ist bis zur Torah Moses durchgedrungen. Zudem hat er der die sieben Gesetze von Noah angenommen hat, die Mitzvot, die einem gerechten Heiden obliegen. Vielleicht fühlt sich dieser Noachide nun durch die sieben Gesetze, die sieben Verbote sind und keine Rituale oder Traditionen enthalten, unerfüllt. Die sieben Gesetze sind wirklich dazu bestimmt, eine Grundlage für [gerechte] Gesellschaften zu legen. Die Leitung der Seelen (Leben) von Individuen oder Familien tritt eher in den Hintergrund.

 

Und so beginnt sich dieser unerfüllte Noachide nach der Wärme und dem Licht der Torah zu sehnen – Chanukka, Pessach, und vor allem will er Schabbat einhalten und Talmud oder Kabbala lernen. So geht er zu seinem örtlichen orthodoxen Rabbiner oder einem frommen jüdischen Freund, um Informationen und Ratschläge zu erhalten. Neun von zehn Mal wird dem Noachiden gesagt, dass es ihm verboten sei, den Schabbat zu halten. Außerdem könne er Torah nur in und mit den Torahabschnitten lernen, die die sieben Gesetze betreffen. Neun von zehn Mal werden Juden einem Noachiden sagen: Wenn ihr mehr Mitzvot als die sieben wollt, ist eure einzige Option die Konvertierung, was euch alle 613 Mitzvot gibt, einschließlich Schabbat und Talmud Torah (Torahlernen).

 

Nehmen wir an, dass dieser Noahide nicht wirklich ein Jude werden will, aber um seinen Torah-Lebensstil zu verbessern, konvertiert er. Nun haben wir ein Problem mit der Konvertierung. Diese Person konvertierte wegen des Judentums, nicht weil sie Jude werden wollte. Die Wahrheit ist, dass es sehr, sehr schwierig ist sein Jude-Sein abzulegen; aber es ist ein Kinderspiel, die Torah zu verlassen.

 

Nehmen wir an, dass dieser neue Jude drei oder vier Jahre nach seiner Konvertierung etwas von seinem Enthusiasmus bezüglich der Torah verloren hat und in die Kirche zurückgezogen wird. Oder er hört einfach auf, aufmerksam (beim Lernen) zu sein und wird ein „Spinner“ im amerikanischen Stil und heiratet eine „Forelle“. Sobald sich ein jüdischer Konvertit aus irgendeinem Grund von der Torah abwendet, kann sich dies in Groll gegen sich selbst als Jude verwandeln. Und das wird wiederum zu einem Groll gegen das jüdische Volk und (vielleicht) sogar gegen Gott führen. Und es führt oft zu antijüdischem Verhalten, was auch beinhaltet, den Verstand seiner Kinder gegen alles Jüdische zu vergiften.

 

Der Rabbiner, der ihn zum Konvertieren geführt hat, ist für den Schaden verantwortlich, der dadurch verursacht wurde, dass er gegen die Halacha (= jüdisches Gesetz) verstieß. Schließlich sagte er dem Nichtjuden: wenn er mehr Mitzvot wolle, sei die Konvertierung seine einzige Option. Dieser Rabbiner log unwissentlich (und manchmal sogar wissentlich) den Noachiden an und zerstörte dadurch Welten.

 

Tatsache ist, dass nach der Halacha ein Heide ein Heide bleiben und einen oder alle Mitzvot der Torah übernehmen kann, einschließlich Schabbat und Talmud Torah. Er muss nicht konvertieren. Er kann ein Noachidischer Ger werden, ein Nichtjude, der die sieben Gesetze Noahs annimmt und Haschem, den Gott Israels, als seinen Gott annimmt und „Schituf“ (Untergottheiten oder mehrere Gottheiten [bzw. Vielgötterei wie z.B. die Trinität]) ablehnt. [Zu Beginn haben wir ihn als Ger „in den Toren“ bezeichnet.]

 

Der Noachide, der die sieben Gesetze übernimmt und zu Haschem Yisborach (gelobt sei Er) sagt: „Du bist mein Gott“, kann alle Mitzvot in der Torah ausführen, mit Ausnahme des Jubeljahres. Er muss nicht zu einem rabbinischen Gericht gehen, um angenommen zu werden. Er muss nicht in Israel leben. All das entspricht sogar der Auslegung des Rambam. Das ist die Halacha (jüdische Auslegung).

 

Die meisten Juden, sogar „Fromme“, sogar Rabbiner, lernen Rambam oberflächlich und verstehen ihn falsch. Wenn sie sich die rabbinische Antwort zu diesem Thema angesehen hätten, würden sie folgendes einsehen. Wenn Rambam bemerkt, dass es keinen „Ger Toshav“ ohne das Jubeljahr gibt, bezieht er sich auf den gesamten Ger Toshav (Ger Toshav Gamur), der Anspruch auf die gleiche gemeinschaftliche Unterstützung hat wie ein Jude.

 

Aber in Bezug auf die Ausführung von Mitzvot sagt die Halacha, dass es zwar immer einen Ger Toshav gibt, mit oder ohne das Jubeljahr, mit oder ohne einen rabbinischen Gerichtshof, und mit oder ohne Leben im Heiligen Land. Aber um Schabbat halten oder Torah lernen zu dürfen, muss der Noachidische Ger (Ger in den Toren) eine Sache tun, die der Ger Toshav nicht tun muss: er muss an die Einheit Gottes glauben, an den Ewigen, den einzigen Gott. Mit anderen Worten bekennt er: „Adonai Hu HaElohim“ („Der Ewige, Er ist allein Gott“). Der Noachidische Ger muss den Glauben an den Gott Israels auf sich nehmen und nicht nur den Götzendienst ablehnen. Und das ist es, was den Noachiden zu einem Noachidischen Ger macht er sagt das „Schma Yisrael“ und das ist sein Glaube an Gott.

 

Jeder Nichtjude kann für sich selbst den Glauben an [den Einen] Gott annehmen und jeden heiligen Torah-Lebensstil führen, den er oder sie wählt, ohne zu konvertieren. Rambam nennt sie Chasidei Umot HaOlam, was technisch gesehen einen nicht-jüdischen Chasid bedeutet, einen frommen Menschen in den Augen Gottes und der Torah Moses. Mazal tov!

 

Und dieser chassidische Ger in den Toren ist in die Gebote der Torah aufgenommen, und er darf als solcher nicht verspottet werden (2. Mose 22:20).

 

Deshalb wiederhole ich die Warnung und erkläre sie aus einem anderen Blickwinkel: Bekehrt euch nicht zum Judentum. Wenn ihr die Konvertierung in Betracht zieht, tut es nur, um [tatsächlich] Jude zu werden.

 

Der Einzige, der zum Judentum konvertiert (also zum jüdischen Glauben, ohne formal Jude zu werden), ist der Noahide, der sich zu einem Noahidischen Ger bekehrt, was die Weisen als „chetzi giur“ bezeichnen – eine halbe Bekehrung. Er ist der biblische Ger in den Toren, nicht der rabbinische Ger Toshav. Er glaubt an Haschem.

 

Der Ger in den Toren wird von Gott in der Torah gegründet. Der Ger im Tor wird in drei Versen erwähnt; einer davon ist in den Zehn Worten, wo ihm gesagt wird, dass er am Schabbat ruhen soll (darf). Der Ger Toshav hingegen ist ein talmudisches Konstrukt, eine juristische Fiktion, die von den Rabbinern zur Zeit des Zweiten Tempels eingeführt [erfunden] wurde.

 

Der biblische Ger in den Toren ist ein gottesfürchtiger Heide, wie es heißt: „der Ger im Tor wird den Ewigen, deinen Gott, hören und lernen und fürchten“ (Deut. 31:12).

 

Umgekehrt glaubt der talmudische Ger Toshav nicht [unbedingt] an Gott. Das heißt, die rabbinischen Verpflichtungen eines Ger Toshav reichen nur bis zur Ablehnung des Götzendienstes. Die Verpflichtungen eines Ger Toshav erfordern keinen Glauben an Gott. Und da er nicht verpflichtet ist, an Gott zu glauben, sagen wir daher einfach, dass er nicht an Gott glaubt. Aber von einem Ger im Tor wird von Gott erwartet, dass er Schabbat hält, denn von dem Ger im Tor sagt die Torah: „und achte darauf, alle Worte dieser Torah zu tun“. [Wobei ich mich momentan an die Regel des Paulus aus Römer 14 halte.]

 

Der Unterschied zwischen dem Recht eines Heiden, den Schabbat zu halten, besteht in dem Glauben an Gott. Wenn er an Gott glaubt (und Schituf ablehnt), kann er den Schabbat halten; und wenn er nicht an Gott glaubt (und Schituf ablehnt), kann er den Schabbat nicht halten.

 

Es ist nicht verwirrend …