Stellst du gute Fragen?
(Original: Are You Asking Good Questions? - www.thebiblejesus.com)
Isadore Rabi, Nobelpreisträger für Physik, wurde einmal gefragt, warum er Wissenschaftler wurde. Er antwortete: „Meine Mutter hat mich zu einem Wissenschaftler gemacht, ohne dass ich es wusste. Jedes andere Kind käme aus der Schule und würde gefragt: ‚Was hast du heute gelernt?‘ Aber meine Mutter fragte immer: ‚Izzy, hast du heute eine gute Frage gestellt?‘ Das machte den Unterschied. Gute Fragen zu stellen, hat mich zu einem Wissenschaftler gemacht.“1 Wie gesegnet war „Izzy“ Rabi, eine weise Mutter zu haben, die verstand und vorlebte, was zur grundlegenden jüdischen Kindererziehung gehört, die Psychologie aus den Hebräischen Schriften ... die Ermutigung, gute Fragen zu stellen. Denn es ist die Essenz des jüdischen Bewusstseins, dass wir in allen unseren Beziehungen - ob horizontal zueinander oder vertikal zu Gott - die Wahrheit für uns selbst entdecken müssen.
Was unseren Weg mit Gott betrifft, so haben Juden immer verstanden, dass der lebendige Gott nicht hinter blinden Menschen her ist, nicht unhinterfragten, auswendig gelernten Glauben sucht. Er wünscht sich eine transparente Beziehung, die auf einem respektvollen Dialog beruht. Und die Grundlage eines gesunden Dialogs ist eine Atmosphäre, in der gute Fragen gestellt werden und hilfreiche Antworten gegeben werden können. Da wir nach dem Ebenbild Gottes - dem höchsten Geist - geschaffen sind, ist es ein Kennzeichen echten Menschseins, mit suchendem Verstand bohrende Fragen zu stellen.
Beobachten wir nicht, wie Gott jedes Kind mit einem schönen fragenden und suchenden Geist geprägt hat? Wo sind die Eltern eines 4 oder 5 Jahre alten Kindes, die nicht von den ständigen Fragen zermürbt sind werden: „Aber warum, Mami?“ Und „Wie, Vati?“ Fragen zu stellen ist in unsere DNA einprogrammiert. In der Tat möchte Gott, dass Kinder intelligente Fragen stellen. Eine rabbinische Tradition besagt, dass vier Passagen der Heiligen Schrift für vier verschiedene Arten von Kindern stehen: Ein weises, ein böses, ein rebellisches und ein zu dummes Kind, um zu wissen, wie man Fragen stellt.
„Und es wird geschehen, wenn eure Kinder zu euch sagen: ‚Was bedeutet dieser Brauch für euch?‘, dann werdet ihr sagen: „Es ist das Passahopfer für den Ewigen, der über die Häuser der Söhne Israels in Ägypten hinwegging, als er die Ägypter schlug, aber unsere Häuser verschonte“ (Ex. 12:26-27).
„Und wenn dein Sohn dich in Zukunft fragt: ‚Was ist das?‘, dann sollst du ihm antworten, ‚Mit starker Hand hat uns der Ewige aus Ägypten herausgeführt, aus dem Haus der Sklaverei ...“ (2. Mose 13,14).
„Wenn dein Sohn dich in Zukunft fragt: ‚Was bedeuten die Zeugnisse, die Satzungen und die Rechtsbestimmungen, die dir der Ewige geboten hat?‘, dann sollst du sagen ...“ (Deut. 6:20-21).
Und die vierte Stelle, die keine Frage des Kindes enthält, sondern einfach nur eine Anweisung, lautet: „Und du sollst deinem Sohn an jenem Tag sagen: ‚Es ist um dessen willen, was der Ewige für mich getan hat, als ich aus Ägypten zog (Ex. 13:8)‘“.
Aus diesen vier Passagen schlossen die rabbinischen Weisen, dass es gut und richtig ist, Kindern zu erlauben, Fragen zu stellen, dass Eltern Kinder ermutigen sollten, Fragen in einer Atmosphäre der Akzeptanz zu stellen und dass jedes Kind, das keine Fragen stellt, ermutigt werden sollte, dies zu tun. Ist es bei solchen Grundsätzen noch verwunderlich, dass es bis heute mehr jüdische Nobelpreisträger pro Kopf der Bevölkerung gibt als in jeder anderen ethnischen oder religiösen Gruppe auf diesem Planeten? Gute Fragen zu stellen, bringt unabhängige, starke und freie Menschen hervor.
Für diejenigen von uns, die in einer Gesellschaft mit traditionellen jüdisch-christlichen Werten aufgewachsen sind, ist es nicht immer leicht zu erkennen, wie sehr diese Denkweise im Gegensatz zu anderen Kulturen steht. In vielen Gesellschaften, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart, wurden Kinder gesehen und nicht gehört zu werden. Tatsächlich sehen die meisten traditionellen Kulturen die Verantwortung des Kindes darin, sich zu unterwerfen und bedingungslos zu gehorchen, und für alles andere werden sie streng bestraft.
Rabbi Sacks veranschaulicht dies, indem er erzählt, wie Sokrates, der die meiste Zeit seines Lebens damit verbrachte, die Menschen zu lehren, Fragen zu stellen, von den Bürgern Athens verurteilt wurde, weil er die Jugend korrumpiert hatte. Aber im Judentum war (und ist) es genau umgekehrt. Es galt als religiöse Pflicht, Kinder zu lehren, Fragen zu stellen, weil sie so wachsen und einen gesunden Verstand entwickeln. Dies veranlasste den Historiker Paul Johnson zu der Feststellung, dass „das rabbinische Judentum eine antike und höchst effiziente soziale Maschine für die Produktion von Intellektuellen war“.2
Jesus war ein vorbildlicher jüdischer Junge
Das Lukasevangelium berichtet uns die einzige Geschichte aus der Kindheit Jesu. Du kennst sie gut. Im Alter von 12 Jahren geht Jesus mit seinen Eltern hinauf nach Jerusalem, um dort das Passahfest zu feiern. Nach den Feierlichkeiten macht sich die Großfamilie wieder auf den Heimweg. Maria und Josef nehmen an, dass Jesus „in der Karawane“ (wie es in der NASB heißt) ist, aber nach einem Tag Fahrt stellen sie fest, dass ein Rad abgefallen sein muss, denn der Wagen schlingert fürchterlich ... Jesus ist nicht an Bord und kann nicht gefunden werden!
Nachdem sie nach Jerusalem zurückgeeilt sind und verzweifelt nach ihm gesucht haben, haben sie dieses ungute Gefühl im Bauch, das nur Eltern kennen, die ihr Kind verloren haben. Endlich finden Mama und Papa ihren Jesus nach drei verzweifelten Tagen. Er ist im Tempel, „er sitzt inmitten der Lehrer“. Und was macht dieser gute jüdische Junge? Er „hört ihnen zu und stellt ihnen Fragen“ (Lk. 2:46)! Jesus ist eindeutig ein freier Geist mit einem intelligenten und wissbegierigen Verstand.
Und man beachte, dass Jesus gute Fragen stellt, in der richtigen Reihenfolge und mit der richtigen Haltung des Respekts für seine Lehrer. Zuerst hört er zu! Das heißt, er versucht, die Sichtweise der anderen zu verstehen. Er zollt ihnen Respekt, ihre Worte zu hören. Und erst dann stellt er seine guten Fragen: Und alle, die ihn hörten, staunten über sein Verständnis und seine Antworten (Lk. 2:47). Der Junge, der zuhörte und gute Fragen stellte, verdiente also Respekt und Bewunderung. Ich bin sicher, er verstand dieses Prinzip der Schöpfung: Gott hat uns zwei Ohren und einen Mund gegeben, und wir sollten das Verhältnis wahren! Kaum verwunderlich erfahren wir dann, dass Jesus „an Weisheit und Reife zunahm und an Gunst bei Gott und den Menschen“ (Lk. 2:44).
Und wenn man die Lehrmethode des Rabbi Jesus bis in sein späteres Wirken verfolgt, entdeckt man, dass er diese Eigenschaften in sein Erwachsenenleben übernommen hat. Du wirst feststellen, dass er immer wieder Feindseligkeit, Unwissenheit oder Zweifel mit einer gezielten Frage entwaffnet.
Eines meiner Lieblingsbeispiele ist, als die religiösen Autoritäten Jesus herausforderten: „Mit welcher Vollmacht tust du das, und wer hat dir diese Vollmacht gegeben?“ (Mt. 21:23). Jesus weiß, dass sie sich weigern, die offensichtliche Antwort auf ihre eigene feindselige Befragung zu akzeptieren, und antwortet meisterhaft, indem er ihnen sagt: „Ich will euch auch etwas fragen, und wenn ihr es mir sagt, so will ich euch auch sagen, mit welcher Vollmacht ich diese Dinge tue“ (V. 24). Eine unverschämte Frage wird zuerst durch eine gute Frage zunichte gemacht! Die Gegner sind entwaffnet.
Und wie war das damals, als die unheilige Allianz der (einiger) Pharisäer und Herodianer auf der Suche danach, wie sie „ihn in eine Falle locken könnten“, Jesus in butterweichem Ton fragte: „Lehrer, wir wissen, dass du wahrhaftig bist und den Weg Gottes in Wahrheit lehrst und um niemandes Gunst buhlst, denn du bist zu niemandem parteiisch. Sag uns also, was denkst du? Ist es rechtmäßig dem Cäsar eine Kopfsteuer zu geben oder nicht?“
Eine gute Frage, die jedoch mit Gift versetzt ist. Erinnerst du dich daran, wie Jesus, nachdem er der Menge eine römische Münze gezeigt hatte, ihre hinterhältige Frage mit einer anderen schlauen Frage beantwortete: „Wessen Abbild und Inschrift ist das?“ Mit dieser Frage schnappte Jesus ihre Falle (und ihre Münder!) zu. Sie hatten sie selbst beantwortet: „Gebt dem Kaiser, was ihm gehört, und gebt Gott, was sein Ebenbild trägt, nämlich sich (den Menschen) selbst“ (Mt. 22:15ff).
All dies ist klassische jüdische Methodik. Der jüdische Glaube ist es gewohnt, tiefe und schwierige Fragen zu stellen, die manchmal sogar an den Grundfesten des eigenen Glaubens zu rütteln scheinen. Ihre größten Patriarchen (Vorväter) wussten, wie man Gott selbst gute Fragen stellt ...
Als Abraham für Lot in Sodom Fürsprache hielt, fragte er [und es ist sicher, dass Gott wollte, dass er fragte]: „Sollte der Richter der ganzen Erde nicht tun, was recht ist?“ Und wer kann Moses vergessen, der den Ewigen fragte: „Warum hast du du all dieses Unheil über dein Volk Israel gebracht? Und wenn du dieses Volk auslöschst, werden unsere Feinde dann nicht sagen, du wärest nicht fähig dein eigenes Volk zu retten?“ Oder Jeremia, der Gott fragte: „Warum geht es den Bösen gut? Warum leben die Ungläubigen in Frieden?“ Und das Buch Hiob ist voll von Fragen, die in vier Kapiteln mit tieferen Fragen abgeschlossen werden, die der Allmächtige dem Hiob selbst stellt. Offensichtlich ist es ein Zeichen von Frömmigkeit, gute Fragen zu stellen, sogar an Gott selbst.
Die moderne Wissenschaft ist aus guten Fragen hervorgegangen
Wir sollen nicht nur Gott selbst in unserer Beziehung zu ihm gute Fragen stellen, sondern Gott hat in die Natur des Menschen den Wunsch gelegt Fragen zu stellen, die sich aus einer Welt ergeben, die durch seine eingebaute Weisheit geformt wurde: „Durch Weisheit hat der Ewige die Erde gegründet, durch Verstand hat er den Himmel geschaffen“ (Spr. 3:19). Jüngste Entdeckungen auf dem Gebiet der Kernphysik haben gezeigt, dass subatomare Teilchen gar keine festen Teilchen sind, sondern vielmehr die Manifestation von Energiefeldern. Mit anderen Worten: Materie entsteht aus einem strukturierten Substrat von Information. Greifbare Materie ist die Manifestation von Information. Ich weiß, es klingt ziemlich bizarr, aber es scheint, dass die Materie den Geist widerspiegelt!
Der verstorbene George Wald, Nobelpreisträger, organischer Chemiker und Professor für Biologie an der Harvard University, vertrat die Ansicht, dass der Geist die Quelle der Materie ist. Gerald Schroeder, ein am MIT ausgebildeter Physiker und Ozeanograph, stimmt mit George Wald überein und sagte Folgendes: „Der Geist, als Information oder Weisheit, ist in jedem Atom vorhanden. Der Geist ist in unserem Universum allgegenwärtig, so wie Weisheit die Grundlage aller Existenz ist. Der Baum und jeder andere Teil der Natur drücken in physischer Form die wellenförmige ätherische Energie aus, aus der sie geformt sind. Und diese elementare Energie ist nichts anderes als die Manifestation der Weisheit, aus der sie aufgebaut ist ... Und die Weisheit unseres Verstandes kann, wenn sie richtig eingesetzt wird, den Kreislauf schließen und sich mit dem zugrunde liegenden Geist der Schöpfung verbinden.“3
Es ist historisch erwiesen, dass die moderne Wissenschaft das Ergebnis der hebräisch-christlichen Denkweise ist. Stephen Snobelen, Assistenzprofessor für Wissenschafts- und Technologie-geschichte, Universität King's College, Halifax, Kanada, schreibt: „Neuere Arbeiten über die frühe moderne Wissenschaft haben eine direkte (und positive) Beziehung zwischen dem Wiederaufleben der hebräischen, buchstäblichen Exegese der Bibel in der protestantischen Reformation und dem Aufkommen der empirischen Methode in der modernen Wissenschaft aufgezeigt. Ich meine damit nicht die hölzerne Buchstäblichkeit, sondern die ausgefeilte wörtlich-historische Hermeneutik, die Martin Luther und andere (einschließlich Newton) vertraten.“4
Wenn Snobelen von einer „ausgefeilten buchstabengetreuen, historischen Hermeneutik“ spricht, erkennt er damit die reiche Tradition, dem biblischen Text mit vielen Fragen zu begegnen, die sich aus den moralischen und intellektuellen Voraussetzungen ergeben, dass Gott und seine Welt in der Rationalität (Vernunft) begründet sind. Christen haben von guter Wissenschaft nichts zu befürchten, denn gute Wissenschaft entspringt aus der Überzeugung, dass ein rationaler Schöpfer eine Welt geschaffen hat, die für Objektivität und logisches Denken offen ist.
Warum also hat das moderne Christentum Angst gute Fragen zu stellen?
Aber all dies bringt mich dazu, über etwas nachzudenken, das mich zutiefst beunruhigt. Wie kommt es, dass ein Großteil des modernen Christentums, das seine Ursprünge und Wurzeln in der hebräischen Bibel hat, derzeit nicht bereit zu sein scheint, ja oft sogar Angst hat, sich selbst einige bohrende Fragen zu stellen? Ich habe den deutlichen Eindruck, dass viele Pastoren und Anhänger des Christentums sich bedroht fühlen, wenn jemand ihnen einige vernünftige Fragen zu ihren so genannten „orthodoxen“ Überzeugungen stellt.
Frage zum Beispiel deinen Pastor: „Kannst du mir einen Vers in der Bibel, im Alten oder Neuen Testament, zeigen, der lehrt, dass Gott immer in drei Personen existiert hat?“
Oder: „Nachdem Jesus auferstanden und in die Höhe gefahren war, wie konnten seine Apostel da noch sagen, dass „kein Mensch Gott je gesehen hat“, wenn Jesus Gott war?“
Oder: „Wenn Gott nicht versucht werden kann und Jesus in jeglicher Hinsicht versucht wurde, wie wir versucht werden, wie kann Jesus dann Gott sein?“
Oder: „Wenn Gott Geist ist und Jesus bezeugt hat, dass er kein Geist ist, wie kann Jesus dann Gott sein?“
Oder: „Wenn Gott allwissend ist, wie kann Jesus Gott sein, wenn er sagt, dass es Dinge gibt, die er nicht kennt?“
Und wie kann es sein, dass Jesus jetzt, da er in den Himmel erhoben ist, immer noch bestimmte Informationen nicht kennt, die Gott ihm zeigen muss, da er sie sonst der Welt nicht offenbaren könnte (Offb. 1:1)?“
Oder: „Wenn Gott allein Unsterblichkeit besitzt und per Definition nicht sterben kann, wie kann Jesus dann Gott sein, da er gestorben ist?“
Oder: „Wenn Gott bezeugt, dass er kein Mensch ist, und Jesus bezeugt, dass er ein Mensch war, wie kann Jesus dann Gott sein?“
Oder: „Wenn Jesus der allmächtige Gott ist, wie kommt es dann, dass er sogar jetzt im Himmel durch die Kraft Gottes existiert (2. Kor. 13:4)?“
Die Nestorianische Irrlehre trennte die göttliche und die menschliche Natur Jesu
Zweifellos wird man dir antworten, Jesus habe zwei Naturen, und alle menschlichen Schwächen und Begrenzungen gehörten zu seiner menschlichen Natur, denn Jesus sei sowohl „ganz Gott als auch ganz Mensch“. Wenn dein Pastor oder Freund so argumentiert, kannst du ihn nun fragen, ob er weiß, dass er von „orthodoxen Kirchenräten“ als Ketzer gebrandmarkt würde. Die Nestorianische Kontroverse stand nämlich im Mittelpunkt des „orthodoxen“ Konzils von Ephesus im Jahr 432 n. Chr. und verurteilte offiziell die Lehre, dass die göttliche und die menschliche Natur Jesu in seiner Person getrennt werden könnten. Das Konzil legte fest, dass eine Trennung der Natur Jesu bedeutet, zwei verschiedene Personen in dem einen Christus zu schaffen!
Das heißt, der „offizielle Trinitarismus“ lehrt tatsächlich, dass die menschliche und die göttliche Natur Jesu so vereint sind, dass eine Seite nichts erfahren kann, wovon die andere Seite getrennt oder unberührt bliebe. Also, ob sie es zugeben oder nicht, das trinitarische Dogma hat einen „Gott“, der geboren wurde, an Wissen zunahm, versucht und getötet wurde.
Trinitarische Apologeten versuchen, diese Unmöglichkeiten zu erklären, indem sie sagen: „Nun, der Mensch Jesus wurde geboren, aber nicht seine ewige Gottheit, und die menschliche Natur Jesu wusste einige Dinge nicht, und nur die menschliche Natur Jesu wurde versucht, und nur die menschliche Natur Jesu ist gestorben und hat unsere Sühne geleistet usw.“
Mit den Worten von Keegan Chandler: „Viele der gleichen christlichen Mainstream-Theologen, die andere Christen als ‚häretisch‘ verunglimpft haben, weil sie sich nicht an die Konzilsbeschlüsse halten, haben sich als ebenso unorthodox erwiesen, indem sie Nestorianische oder halb-Nestorianische Ansichten über die Doppelnatur vertreten ... Evangelikale wie R. C. Sproul lehren, dass ‚die Sühne durch die menschliche Natur Christi erwirkt wurde... der Tod ist etwas, das nur von der menschlichen Natur erfahren wird‘. Aber ist nicht genau dies die ‚Häresie‘ des Nestorius, der behauptete, dass ‚der menschliche Teil Christi am Kreuz starb, aber nicht der göttliche‘?“5
Ja, es sind einige gute Fragen zu stellen, die fundierte Antworten erfordern. Denn sind Lehren, die nicht hinterfragt werden, nicht tatsächlich tote Dogmen? Wenn „Izzy“ Rabi ein Wissenschaftler wurde, indem er gute Fragen stellte, werden du und ich dann nicht stärkere Christen sein, wenn wir bereit sind, gute Fragen über unseren Glauben zu stellen? Es reicht nicht aus zu sagen: „Ich glaube, weil die Kirchenkonzile es so beschlossen haben.“ Oder: „Mein Pastor sagt es, also akzeptiere ich es einfach“. Oder: „Meine Konfession sagt, ich muss zustimmen und ich wage es nicht, unbequeme Fragen zu stellen.“ Oder: „Ach, es ist ein Mysterium (Geheimnis), das ich nicht erklären kann, also werde ich mich nicht weiter damit befassen.“
Ist uns nicht klar, dass es Gott zur Ehre gereicht, wenn wir unsere Überzeugungen prüfen und gründlich verstehen? Durch seinen Apostel ermutigt er uns, „alles zu prüfen und an dem festzuhalten, was gut ist“ (1. Thess. 5:21). Es gefällt Gott tatsächlich, wenn wir gute Fragen stellen. Und wenn du deinen Verstand mit soliden, gut begründeten Antworten befriedigst, wirst du mit einem gesunden Herzen und einem glücklichen Kopf belohnt. Wahre Freiheit entsteht aus dem Vertrauen, dass dein Glaube einer ehrlichen Prüfung standhalten kann. Du hast die Gewissheit, dass Gottes Wahrheit das Licht nicht scheut. Nur diejenigen, deren Glaube ungeprüft und ungetestet ist, haben Angst vor Fragen, weil sie geheime und unterdrückte Zweifeln hegen.
Kollektive Weisheit
Natürlich ist es nicht falsch, den Konsens einer bewährten christlichen Gemeinschaft zu suchen. „In einer Schar von Ratgebern ist man sicher“ (Spr. 11:14). Aber die Frage ist, ob diese Gemeinschaft selbst eine Gruppe ist, die gerne gute Fragen stellt und Dinge offen prüft, oder ob sie nur dominieren und dein Denken kontrollieren will.
Wir alle kennen die Gefahren einer „Sekte“, aber es ist viel einfacher, die Zeichen von außen zu erkennen. Wenn wir selbst in „die Gruppe“ eingetaucht sind, ist es schwer, Objektivität zu finden, indem wir relevante Fragen stellen.
Als Paulus an die Gemeinde in Korinth schrieb, erwartete er von der Gemeinschaft, dass sie alles prüfen würde, was gelehrte oder geteilt wurde. In den Gemeindeversammlungen sollte alles in geordneter und respektvoller Weise ablaufen, und nachdem man die Lehre oder das Wort der Ermahnung gehört hat, weist Paulus an: „Die anderen sollen sich ein Urteil bilden“ (1. Kor. 14:29).
Dies hört sich nicht so an, als wolle Gott, dass die Menschen in der Gemeinde sitzen und einfach alles schlucken, was ihnen aufgetischt wird! Es klingt, als wolle er eine Atmosphäre fördern, in der eine offene Diskussion und gute Fragen stattfinden können. Wie gut wäre es, wenn nach der Predigt des Pastors den Zuhörern die Möglichkeit gegeben würde, Fragen zu stellen und Klärung zu suchen! Leider würden viele Prediger und Pastoren bei dieser Aussicht ausrasten.
Einer der besten Pastoren, die ich erlebt habe, war ein Mann, der mir sagte, dass er nicht mit mir einverstanden sei. Er versprach sogar: „Bis die Kühe nach Hause kommen, werde ich meine Meinung nicht ändern“. Sie fragen sich vielleicht, warum ich ihn für einen guten Pastor halte? Gerade weil er mir sagte, dass ich in seiner Gemeinde willkommen sei, weil es ihm nicht darum ginge, jeden dazu zu bringen, mit ihm übereinzustimmen. In der Gemeinde, meinte er, würde er die Menschen ermutigen, selbst zu denken, auch wenn sie zu anderen Schlussfolgerungen kämen als er. Er wollte eine Atmosphäre schaffen, in der Erwachsene ihre Meinungsverschiedenheiten einvernehmlich vortragen und lösen könnten (agree to disagree agreeably). Großes Lob an ihn.
Leider zeigte der nächste Pastor in dieser Gemeinde eine Haltung, die das Gegenteil von Weisheit ist. Für ihn hieß es „Mein Weg oder keiner“ (My way or highway)! Er versammelte nur „Ja-Sager“ um sich - Leute, die Angst hatten, ihn in Frage zu stellen und andere Standpunkte vorzuschlagen. Und was, meinst du, ist passiert? Richtig! Eine große Anzahl seiner Gemeindemitglieder stimmte mit ihren unabhängigen Füßen ab, warf das Handtuch und ging nach Hause, oder hoffentlich zu anderen Gemeinden, damit sie nicht für den Herrn verloren waren.
Der Unterschied zwischen Gottes und Satans Methoden
Eine der Beobachtungen, zu denen ich gekommen bin, ist, dass der Allmächtige sich von guten Fragen und der Freiheit des individuellen Denkens nicht einschüchtern oder bedrohen lässt. Da er allmächtig und allwissend ist, ist er sich seiner Selbst sicher. Aber sein Widersacher, Satan, ist weder allmächtig noch allwissend. Er hat ein narzisstisches und sprödes Ego und zeigt daher Paranoia, wenn er herausgefordert wird. Hast du bemerkt, dass sein kleines Lehnswesen von Schikane, Unterdrückung, Bedrohung und geistiger Beherrschung geprägt ist? Jede Regierung, Kirche (Gemeinde) oder Firma, die versucht, unabhängiges Denken und offene Debatten und offene Debatten zu unterdrücken, zeigt Merkmale dieses dunklen Reiches.
Es gibt ein einzigartiges griechisches Wort, das verwendet wird, um Menschen zu beschreiben, die „krank waren und von unreinen Geistern heimgesucht wurden“ (Apg. 5:16). Das Verb [ochloumenous] bedeutet im Grunde „anpöbeln“, d.h. durch Überwältigung belästigen. Beachte bitte, dass das Neue Testament einen klaren Unterschied zwischen gewöhnlicher Krankheit und dämonischer Unterdrückung macht, auch wenn die Symptome die gleichen zu sein scheinen. Kranke Menschen wurden durch Handauflegen geheilt, aber Menschen, die von Dämonen bedrängt wurden, wurden durch den Befehl im Namen Jesu geheilt.
Aber der springende Punkt ist, dass der Geist der Menschen in Satans Herrschaftsbereich so beschrieben wird, als würden sie gemobbt, überrannt, belästigt werden, also verzweifelt und unfähig, ihren eigenen Verstand zu kontrollieren.
Wir alle verabscheuen die Bilder der nordkoreanischen Bevölkerung, die wie Automaten vor ihrem Führer Kim Jong-Un marschiert und applaudiert. Wir wissen, dass jeder, der eine andere Meinung hat oder es gewagt hat, eine andere Meinung zu vertreten, sich bereits auf dem Abstellgleis befindet und entweder erschossen oder zur „Umerziehung“ in ein Straflager gesteckt wird. Keiner von uns möchte in einer Diktatur leben, in der unser Geist „gemobbt“ wird.
Aber hast du in letzter Zeit einen beunruhigenden Trend in unseren westlichen Gesellschaften beobachtet, wo gewaltsame und laute Proteste gegen Redner mit anderen Ansichten zunehmen? Wo versucht wird, den offenen und freien Austausch von Ideen, wie er in Demokratien einst üblich war, zum Schweigen zu bringen und zu unterbinden? [z. B. gemäßigte Stimmen, die die Eile in Richtung gleichgeschlechtlicher Ehe kritisieren, oder gemäßigte Stimmen, die ein Moratorium für bestimmte Möchtegern-Einwanderer fordern, werden jetzt mit den bekannten Vorwürfen des „Rassismus“, der „Intoleranz“, der „Bigotterie“, der „Islamophobie“, der „Homophobie“ usw. niedergeschlagen].
Solches „Mobbing“ ist sicherlich ein verräterisches Zeichen dafür, welches Reich gerade gefördert wird. Ich denke, dieser Trend ist ein klassisches Zeichen dafür, dass unsere Gesellschaft definitiv postchristlich ist und auf die Finsternis zusteuert.
Warum haben wir in christlichen Kreisen das Bedürfnis, uns den kirchlichen Dekreten anzupassen, die nach Nizäa durch Exkommunikation oder Schlimmeres erzwungen wurden? Diejenigen, die in der Gemeinde gute Fragen stellen, haben oft das Gefühl, dass sie von der Gruppe und ihrer Leitung gemobbt, lächerlich gemacht, schikaniert und von einer vernünftigen Diskussion abgehalten werden.
Wir werden gelehrt, dass die Weisheit dieser Welt „irdisch, natürlich, dämonisch“ ist und „bittere Eifersucht und selbstsüchtigen Ehrgeiz“ hervorruft und Arroganz zeigt. Dagegen ist die Weisheit, die von oben, von Gott kommt, „ zuerst rein, dann friedfertig, sanftmütig, vernünftig ...“ und führt zu Güte und Frieden (Jak. 3:13-18).
Von einem Mann oder einer Frau außerhalb von Christus wird gesagt, dass ihr Verstand aufgrund der Unwissenheit verfinstert ist, und sie so vom herrlichen Leben Gottes ausgeschlossen sind (siehe Eph. 4:18). Über solche Ungläubigen wird gesagt, dass sie „nach dem Lauf dieser Welt wandeln, nach dem Fürsten der Macht des Himmels, [und] dem Geist, der jetzt den Söhnen des Ungehorsams wirkt [wörtlich: antreibt]“ (Eph. 2:1-2).
Unwissenheit ist nicht Glückseligkeit - es ist Knechtschaft! Satan liebt Gedankenkontrolle, und ein wichtiger Teil seines Wirkens ist Unwissenheit und die Abneigung für gute Fragen, die Licht ins Dunkel bringen können. Es ist an der Zeit, dass Christen überall aufwachen und ein paar gute Fragen stellen! Gott erwartet nichts anderes von seinen Kindern. Es ist an der Zeit, dem Beispiel Jesu zu folgen und sowohl zuzuhören als auch gute Fragen zu stellen. Er hat gezeigt, dass das der Weg zu Weisheit und Reife ist und Gunst bei Gott und den Menschen zur Folge hat.
Hast du also heute schon gute Fragen gestellt?