Slapgate – ist gewaltsamer Zorn jemals zu rechtfertigen?

(Original: Slapgte – Is violent anger ever justified? - www.thebiblejesus.com)


 

"Ein jeder sei schnell zum Hören, langsam zum Reden und langsam zum Zorn; denn der Zorn des Menschen erreicht nicht die Gerechtigkeit Gottes" (Jak. 1:19-20).

 

Ich habe es gesehen. Sie haben es (vielleicht) gesehen. Die Welt hat ihn gesehen ... diesen Schlag, der um die Welt ging. Oscar-Preisträger Will Smith stürmte auf die Bühne und verpasste einem ahnungslosen Chris Rock eine schallende Ohrfeige, bevor er auf seinen Platz zurückkehrte, um den Komiker weiter verbal zu attackieren. Diese heftige Ohrfeige, die Rock für einen Moment verletzte, hat bei Smith ein schmerzliches Vermächtnis hinterlassen, das nun als „Slapgate“ bezeichnet wird. Der Bruchteil einer Sekunde, in der er aus Wut geohrfeigt wurde, hat sein Leben für immer verändert! Seitdem wurde in den sozialen Medien und in den Mainstream-Medien jede Menge digitale Tinte verbraucht. Nur wenige lobten ihn dafür, dass er sich für seine Frau eingesetzt hat. Die überwältigende Mehrheit kritisierte Will Smiths unkontrollierten Ausbruch.

 

War Smiths Wut über einen unpassenden Scherz auf Kosten seiner Frau also gerechtfertigt? Die Akademie in Hollywood selbst ist der Meinung, dass dies nicht der Fall ist, und zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels ist Will Smiths größte Angst, „total ausgelöscht“ zu werden und keine Arbeit zu finden. Ihm wurde die Teilnahme an den Oscars für die nächsten zehn Jahre untersagt, aber er ist offenbar immer noch für künftige Preise zugelassen. Es scheint, dass man sich für immer an ihn erinnern wird, nicht aufgrund seiner vielen guten schauspielerischen Leistungen, sondern aufgrund seiner Wut und dessen, was viele für Krokodilstränen hielten, die auf eine Entschuldigung folgten, die keine wirkliche Entschuldigung für Mr. Rock war.

 

Andererseits ist es interessant, dass beim nächsten Mal, als Chris Rock eine Bühne für einen Auftritt betrat, sich das volle Haus spontan erhob und ihm drei Minuten lang stehende Ovationen spendete. Dann erntete er einen stürmenden Beifall mit seiner Eröffnungsfrage, „Hatten Sie alle ein schönes Wochenende?“!

 

Bevor jedoch jemand von uns den sprich-wörtlichen ersten Stein der Verurteilung wirft, sollten wir ehrlich zu uns selbst sein: Wer von uns kann wirklich sagen, dass er sich nicht schon einmal wütender Worte und Handlungen schuldig gemacht hat, die wir später zutiefst bereut haben - Worte und/oder Handlungen, von denen wir wünschten, wir könnten sie rückgängig machen. Aber das geht nicht. Der Schaden ist angerichtet, egal wie reumütig wir sind oder wie gerechtfertigt wir wirklich sind.

 

Der Ruf eines Lebens, ganz zu schweigen von einem christlichen Zeugnis, kann durch einen kurzzeitigen Wutausbruch zerstört werden. Wie unser Eröffnungstext sagt, erreicht der Zorn des Menschen nicht die Gerechtigkeit (Rechtschaffenheit) Gottes. Ein zerstörerischer Moment, ein Zungenschlag, eine unkontrollierte Ohrfeige kann das Vermächtnis der harten Arbeit, des Opfers, des Mutes und des Dienstes eines Lebens für alle Zeiten neu definieren.

 

Zorn auf die richtige Weise auszudrücken ist in Ordnung

 

Je nachdem, wie und warum er ausgedrückt wird, kann Zorn positiv oder negativ, eine Kraft für das Gute oder Böse sein. Unser Text deutet an, dass langsamer Zorn gerechtfertigt und sogar notwendig sein kann.

 

Im Leben Jesu sind vier Fälle überliefert, in denen er zornig wurde. Der vielleicht bekannteste war, als er 30 Jahre alt war und „den Tempel reinigte“. Es scheint, dass er dies zweimal tat, einmal ganz am Anfang seines öffentlichen Wirkens und einmal ganz am Ende. Die Reinigung des Tempels ist ein klassisches Beispiel dafür, dass der Sohn Gottes langsam zum Zorn ist.

 

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Jesus schon vor der ersten Tempelreinigung den Tempel mehrmals besucht haben könnte, und zwar seit seinem berühmten ersten Besuch im Alter von zwölf Jahren bei jedem Passahfest? Wenn ja, fällt es mir schwer, mir nicht vorzustellen, dass Jesu reines und heiliges Herz nicht jedes Jahr bis ins Innerste seines Wesens aufgewühlt war, wenn er in all den Jahren zuvor den Tempel betrat.

 

Erinnern Sie sich, wie der kleine Jesus schon mit 12 Jahren sagte: Ich muss in meines Vaters Haus sein? Die Angelegenheiten seines Vaters waren seine eigenen - und zwar leidenschaftlich. Jeder Reisende, der im Tempel ein Opfertier kaufen wollte, musste zuerst seine Devisen umtauschen, bevor er das Tier als Opfergabe für Gott kaufen konnte. Denn das einzige „saubere Geld“ war jüdisches Geld, sodass man der Gelegenheit zur Geschäftemacherei kaum widerstehen konnte. Und es ist eine bekannte Tatsache, dass die wohlhabende Klasse des Sanhedrins die Sahne von den Ständen abzog und sich somit an den Machenschaften beteiligte.

 

Jahrelang, fast zwei Jahrzehnte nach diesem ersten denkwürdigen Besuch, muss Jesus jedes Mal betrübt gewesen sein, wenn er sah, dass das Haus seines Vaters wie ein Handelsmarkt behandelt wurde. Die Kaufleute und Geldwechsler, die im Gebetshaus seines Vaters feilschten, müssen ihn zutiefst verärgert haben. Ein weiterer Punkt, der Jesus vielleicht ärgerte, war, dass all dies im „Hof der Heiden“ stattfand - der einzige Ort, an dem Nicht-Juden zum Gebet zugelassen waren. Aber die Juden hatten diesen Hof in eine stinkende Kakophonie verwandelt, in der es sich nicht gut beten ließ.

 

Es war jener Hof der Heiden gewesen, wo der Eunuch mit großer Autorität unter Candace, der Königin der Äthiopier, gekommen war, um anzubeten (Apg. 8:27).

 

Jahr für Jahr all diese Gaunereien zu sehen und zu hören, muss den Zorn Jesu erregt haben. Doch er harrte geduldig aus, biss sich auf die Zunge und wartete Jahre, bevor er etwas unternahm. Zweifellos hatte er über alles nachgedacht und alles sorgfältig abgewogen. Doch nun ist endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem Jesus seiner Empörung Ausdruck verleiht. Er betritt den Tempel und schnappt sich ein paar Seile (wahrscheinlich Gepäckschnüre oder Bänder, die zum Anbinden von Tieren verwendet wurden).

 

Und doch, selbst nach all diesen Jahren nimmt sich Jesus ein paar Minuten mehr Zeit, um seine Gedanken zu sammeln. Er flechtet die Schnüre zu einem Seil zusammen. Er macht vor, wie langsamer Zorn aussehen kann. Das ist kein reflexartiger Zorn. Es ist kontrollierte, langsame, nachdenkliche Empörung, über Jahre hinweg gewebt und mit ein paar Extra-Minuten für das Flechten. Mit dieser Peitsche vertreibt Jesus die Tiere, Schafe und Rinder, aus dem Tempelbezirk. Er stößt die Tische der Geldwechsler um, so dass die Münzen verstreut werden, und sagt zu denen, die Tauben verkaufen: Nehmt diese raus! Wie könnt ihr es wagen, das Haus meines Vaters in einen Markt zu verwandeln! (Joh. 2:16).

 

Achten Sie hier auf die Details. Haben Sie seine Zurückhaltung beobachtet? Während er die Schafe und Rinder wegtrieb, ließ er die Tauben nicht frei! Die Tiere - die Schafe, Ziegen und Rinder - konnten von ihren Besitzern zusammengetrieben werden. Das verstreute Geld konnte eingesammelt werden. Aber wenn er die Tauben freigelassen hätte, wären sie weggeflogen, und ihre Besitzer hätten einen finanziellen Verlust erlitten! Der Zorn Jesu war kontrollierter Zorn, langsamer Zorn. Er war zornig, ohne zu sündigen (Eph. 4:26). Das ist unser Vorbild, wenn wir jemals unseren Zorn ausdrücken sollen.

 

König Salomo rät uns, dass eine sanfte Antwort den Zorn abwendet, aber ein hartes Wort den Zorn erregt. Weiter erklärt er, dass der Mund der Toren Torheit ausschüttet (Spr. 15:1). Ein schneller „Schuss aus der Hüfte“ über die Lippen, ist oft respektlos gegenüber demjenigen, an den es gerichtet ist und verschlimmert die Situation. Ein weiser Mensch aber ist schnell im Hören, langsam im Reden und langsam zum Zorn ... (Jak. 1:19f.).

 

Wenn wir also feststellen, dass das innere Thermometer ansteigt (jemand hat uns im Verkehr geschnitten, sich in die Parkplatzlücke gedrängt, ein unhöfliches Wort gesagt oder was auch immer uns ärgert), müssen wir trainieren, die ersten Worte, die in uns hochkochen, herunterzuschlucken.

 

Manchmal ist es klug wegzugehen. Manchmal ist es eine gute Idee, sich hinzusetzen und einen Brief an denjenigen zu schreiben, über den man sich aufregt, wenn der Missstand als ernsthaft empfunden wird. Halten Sie alles schriftlich fest. Das ist langsamer Zorn. Aber auch dann, schicken Sie den Brief nicht ab, besuchen Sie ihn nicht und rufen Sie nicht an - zumindest nicht sofort. Überdenken Sie den Brief oder die E-Mail am nächsten Tag. Überarbeiten Sie ihn wieder und wieder, wenn nötig. Aber selbst dann könnte es sich als klug erweisen, ihn nicht abzuschicken. Mit anderen Worten: Flechten Sie ein Seil, bevor Sie einen Tisch umkippen und mehr als nur die Möbel kaputt machen

 

Weggehen ist oft das Beste. Genau das ist der Punkt, an dem Kain in große Schwierigkeiten geriet. Er wurde eifersüchtig, als Gott das Opfer seines Bruders annahm, sein eigenes Getreideopfer aber ablehnte. Er glaubte, Gott würde Abel bevorzugen und ihn selbst ungerecht behandeln. Doch anstatt auf Gottes Rat zu hören und sich mit seinem eigenen brodelnden Herzen auseinanderzusetzen, hegte Kain ungerechtfertigten Zorn, bis er seinen eigenen Bruder erschlug. Wenn er nur auf Gottes Rat gehört hätte, wie er mit seinem Zorn umgehen sollte. Gott hatte zu Kain gesagt: Warum bist du zornig? ... tue recht, (sonst) hockt die Sünde vor der Tür ... (1. Mose 4:6f.). Überlege es dir gut, Kain. Lass deine Wut nicht zu etwas ausarten, das du für immer bereuen wirst, Freund! Unverarbeiteter Zorn gärt und die Ansteckung breitet sich aus.

 

Wie jemand einmal sagte, hat Gott uns zwei Ohren und einen Mund gegeben, und deshalb sollten wir doppelt so viel zuhören wie sprechen, vor allem, wenn wir spüren, dass die Wut aufsteigt. Hören Sie zu. Versuchen Sie die Sichtweise des anderen zu verstehen. Oftmals werden Sie feststellen, dass der andere nicht respektlos sein wollte. Er ist sich nicht bewusst, wie er rüberkam. Auf diese Weise wird Ihr Ärger langsam und, wenn er berechtigt ist, maßvoll sein. Gehen Sie weg. Verarbeiten Sie Ihren Ärger. Flechten Sie ein neues Seil!

 

Angemessener Zorn spiegelt den Charakter Gottes wider

 

Woher kommt dieses starke Gefühl des Zorns? Viele Soziologen lehren, dass der menschliche Zorn unsere Urinstinkte widerspiegele, die wir aus unserer evolutionären Vergangenheit geerbt hätten. Aber die Bibel lehrt, dass sogar unser Schöpfer Gott selbst zornig wird. Man nennt das den Zorn Gottes. Da wir nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden, ist es logisch, dass ein angemessen ausgedrückter Zorn richtig und passend, ja göttlich, gottähnlich sein kann.

 

Ob Sie es glauben oder nicht, angemessener Zorn ist wirklich ein gutes Geschenk von Gott. Ja, Sie haben richtig gelesen! In seinem ausgezeichneten Buch Die andere Seite der Liebe stellt Gary Chapman fest, dass Zorn zwar kein wesentlicher Teil von Gottes Natur ist, aber „aus zwei Aspekten von Gottes Wesen hervorgeht: Gottes Heiligkeit und Gottes Liebe“.1

 

Was genau ist es also, das Gott zornig macht? Wie Chapman erklärt: Es ist Gottes Sorge um Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit (die beide aus seiner Heiligkeit und Liebe erwachsen), die Gottes Zorn hervorrufen. Wenn Gott daher das Böse sieht, erfährt er Zorn. Zorn ist Seine logische Reaktion auf Unrecht oder Ungerechtigkeit.2

 

Wann immer wir also auf Ungerechtigkeit stoßen, auf die Unmenschlichkeit des Menschen gegenüber dem Menschen - auf die zerstörerischen Folgen der Sünde - liegt es auf der Hand, dass wir zornig werden und so beweisen, dass wir seine Kinder sind! Dies ist einer der Indikatoren dafür, dass wir wirklich nach dem Ebenbild unseres Schöpfergottes geschaffen sind und seinen Charakter widerspiegeln.

 

Umgekehrt ist das Versäumnis, über die Sünde in unserem eigenen Leben oder anderswo zornig zu werden ein Indikator dafür, wie weit wir von Gott entfernt sind. Aber denken Sie daran, dass gerechter Zorn ein Beweis dafür ist, dass wir mit unserem himmlischen Vater unterwegs sind.

 

Er ist zornig über diejenigen, die andere ausnutzen, indem sie deren schlechte wirtschaftliche Lage ausbeuten. Er ist zornig über den Mord an Unschuldigen durch Abtreibung. Er ist zornig über Kinderschänder. Er ist zornig über Betrüger, Schwindler und solche, die andere belügen. Er ist zornig auf Bosse, die ihren Arbeitern nicht den ihnen zustehenden Lohn geben. Er ist zornig auf Polizisten, die Demonstranten ohne Grund verprügeln. Er ist zornig auf Klatschweiber, die den Charakter anderer durch falsche Zeugenaussagen angreifen. Er ist zornig auf selbstsüchtige Politiker und Bürokraten, die nicht den Interessen der Öffentlichkeit dienen.

 

Wenn Sie und ich wie unser Vater sind, werden uns diese und ähnliche Dinge zornig machen, damit wir beten für und uns für Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Fairness einsetzen.

 

Ich habe bereits erwähnt, dass es vier aufgezeichnete Fälle gibt, in denen Jesus zornig wurde. Die beiden Tempelreinigungen (Joh. 2:13-25; Mt. 21:12-17), die Zeit, als seine eigenen Jünger versuchten, Jesus vor den kleinen Kindern, die zu ihm kamen, zu „schützen“ (Mk. 10:13f.), und am Sabbat, als sich die religiösen Führer zwischen Jesus und einen Mann mit einer gelähmten Hand stellten (Mk. 3:5).

 

Es ist aufschlussreich, die verschiedenen griechischen Wörter zu studieren, die für Jesu Zorn verwendet werden. Sie sind orgē/ὀργή, das das stärkste unter den Wörtern ist, reserviert für die selbstgerechten Religiösen, die sich dem Messias wegen seiner Heilung eines Mannes am Sabbat entgegenstellen - und Jesus schaute sich zornig nach ihnen um. Dieses Wort wird gewöhnlich für Gottes Zorn über die Bösen verwendet.

 

Und doch berichtet die Schrift im gleichen Atemzug, dass Jesus über sie betrübt war: Und er sah sie mit Zorn an und war betrübt über die Härte ihres Herzens ... (Mk. 3:5). Es war Zorn gemischt mit Traurigkeit! Zorn und Mitleid sind eine perfekte Mischung! Um ganz ehrlich zu sein, schäme ich mich an diesem Punkt. Ich frage mich, wenn mir Unrecht geschehen ist und ich dann wütend auf jemanden war, habe ich dann gleichzeitig Mitgefühl und Traurigkeit für ihn empfunden?

 

Dann gibt es noch aganakteō/ἀγανακτέω, übersetzt als sehr verärgert oder entrüstet (Mk. 10:14). Dies beschreibt Jesu Abscheu und Verärgerung über die erbärmliche Haltung seiner Anhänger, die versuchten, kleine Kinder davon abzuhalten, sich zum Segnen auf Jesu Schoß zu setzen.

 

Schließlich ist das Wort für die Tempel-reinigungen das Wort, das unserem Wort für Eifer entspricht, zēlos/ζῆλος, das ein glühendes und leidenschaftliches Gefühl ausdrückt. Aufgrund der völligen Hingabe Jesu zur Ehre seines Vaters reinigte er den Tempel aus der reinsten Motivation der Liebe zu Gott.

 

Lasst Raum dem Zorn Gottes

 

Hier kommt der Glaube ins Spiel. Unser himmlischer Vater hat den Seinen versprochen, dass Er sie zur rechten Zeit rechtfertigen wird. Das ist die Art und Weise, wie Jesus selbst sein ganzes Leben lang gelebt und gewirkt hat. Wir lesen, dass er, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte; als er litt, drohte er nicht; sondern er vertraute sich Dem an, der gerecht richtet (1. Petr. 2:23).

 

Jesus glaubte, dass Gott, sein Vater, ihm Recht verschaffen würde. Sicher, wie das alte Evangeliumslied so treffend sagt, hätte er zehn-tausend Engel rufen können, um die Welt zu vernichten und ihn zu befreien ... aber er starb, um uns zu befreien! Jesus starb, indem er sich den sicheren Verheißungen seines Vaters anvertraute. Indem Er Jesus von den Toten auferweckte, verkündete Gott vor aller Welt, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes ist.

 

Wenn uns Unrecht geschieht, wollen wir natürlich, dass Gott sofort eingreift. Wir wollen sofortige Wiedergutmachung. Wir wollen auch unsere eigene Auferstehung in drei Tagen. Warten ist schwer. Unser Zorn brennt und ruft nach sofortigem Ausdruck von Gerechtigkeit, und … manchmal greift Gott, der Herr, ein, und wir bekommen fast sofort Wiedergutmachung. Manchmal schwingt sich Haman noch in diesem Leben an den Galgen, den er selbst für andere gebaut hat! Manchmal bekommt der böse König Adoni-Bezek, der 70 Könige bestrafte, indem er ihnen die Daumen und große Zehen ab-schneiden ließ, in diesem Leben seine eigenen Daumen und großen Zehen abgeschnitten. Dieser grausame König wurde gezwungen, unter den Tisch zu kriechen, um Essensreste zu sammeln, und dabei zuzugeben: Wie ich es getan habe, so hat Gott es mir vergolten (Ri. 1:7).

 

Manchmal wartet ein David jahrelang auf die Hand Gottes, die ihn von einem ungerechten und gewalttätigen König Saul errettet. Manchmal hat es sogar den Anschein, dass grobe Verbrechen und Ungerechtigkeit für immer verborgen bleiben und den Sieg davontragen werden.

 

Aber, wie gesagt, hier kommt der Glaube ins Spiel; entweder gibt es einen guten und gerechten Gott auf dem Thron des Kosmos, der am Ende alles in Ordnung bringen wird, oder es gibt ihn nicht. Aber Gott hat uns die Garantie einer endgültigen und universellen Gerechtigkeit gegeben, denn er hat Jesus von den Toten auferweckt und einen Tag bestimmt, an dem er die Welt in Gerechtigkeit richten wird (Apg. 17:30).

 

Vor dem 18. Jahrhundert verstanden die Menschen allgemein, dass Moral wichtig ist, weil die Welt auf ein Endspiel zusteuert, in dem Gottes ewiges Gericht und Belohnung auf sie warten. Der Sinn der Ethik war es, die Menschen auf den Übergang von dieser Welt zu unserem wahren Ziel (die kommende Welt) vorzubereiten. Das biblische Wort für diese Wahrheit ist telos ... was bedeutet, dass es letztlich ein Endziel gibt, eine endgültige Erfüllung, einen gerechten Zweck.

 

Im einst christlichen Westen herrschte das allgemeine Bewusstsein, dass die Welt und unser Leben irgendwohin gehen ... die Menschen werden Gott begegnen, und alle Dinge werden in Ordnung gebracht werden. Aber dieses vorherrschende biblische Weltbild änderte sich ab dem 18. Jahrhundert. Sogenannte Aufklärungsdenker vertraten die Ansicht, dass die menschliche Vernunft und die Wissenschaft, abgesehen von der alten Offenbarung, ausreichen, um uns das Wissen zu vermitteln, das wir zum Leben in dieser Welt und der kommenden Welt (der erneuerten Erde) brauchen.3

 

Damit war der Grundstein gelegt, nicht mehr darüber nachzudenken, wozu der Mensch geschaffen ist. Das wurde die falsche Frage. Man sagte uns, es gäbe keinen Plan, keinen Zweck, kein Ende, kein Telos. Anstatt zu sagen dass wir Menschen von Gott und für Gott geschaffen wurden, um seine verantwortlichen Verwalter in dieser Welt zu sein, wurde uns gesagt, wir seien nicht anders als die Fische oder Kaulquappen.

 

So hat unsere Gesellschaft, die sich angeblich allein auf Vernunft und Naturwissenschaft stützt, jede Vorstellung von einer göttlichen Bestimmung und Verantwortung für den Menschen verworfen. Denken Sie einmal darüber nach: Wenn es keinen Tag des Jüngsten Gerichts gibt, dann ist es völlig egal, ob man ein gutes und rechtschaffenes Leben führt oder ein Leben voller Egoismus, Grausamkeit und Unterdrückung anderer – einfach Zuschlagen. Schlagen Sie einfach jeden, der Sie beleidigt Denn schließlich gibt es so etwas wie objektive, universelle Gerechtigkeit nicht.

 

Man sagt uns also, wir sollen uns mit der Tatsache abfinden, dass wir in einem amoralischen Universum leben und aufhören, nach Gerechtigkeit zu suchen. Finde dich mit der Tatsache ab, dass das Böse, die Ungerechtigkeit und die Tyrannei niemals beseitigt werden können. Wenn es keinen Tag des Jüngsten Gerichts gibt, können wir die Richter sein. Wir können unsere Waffen ergreifen und wir können Rache üben und die Dinge selbst in die Hand nehmen – jedem, mit dem wir nicht einverstanden sind, ins Gesicht schlagen!

 

Aus christlicher Sicht ist die Lehre vom Jüngsten Tag keine düstere Aussicht. Wenn ich weiß dass Gott versprochen hat, am Ende nach seinem gerechten und heiligen Charakter Gerechtigkeit walten zu lassen, nach allen Motiven und Fakten des Falles, die nur Er kennen kann, dann kann ich in der Zwischenzeit sowohl mit Hoffnung als auch mit Gnade leben.

 

Wenn ich weiß, dass der Gerechtigkeit endlich und vollständig Genüge getan wird, dann muss ich nicht mit Rachegedanken und Unversöhnlichkeit in meinem Herzen leben. Gott hat gesagt, Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Ewige. Sicher, ich kann immer noch Tag und Nacht zu Gott flehen, damit Er sich damit beeilt, aber ich weiß, dass Er versprochen hat, es letztendlich in Ordnung zu bringen (Offb. 6:10).

 

Unser Verständnis von Gott und seiner Verheißung, durch seinen gerechten Zorn endlich für Gerechtigkeit zu sorgen, ist also ein großer Trost und eine große Hoffnung für jeden Bibeltreuen. Mein Fall, meine Rechtfertigung liegt letztlich immer in Gottes Hand. Gut genug für Jesus. Gut genug für mich!

 

Glauben Sie an den Tag des Jüngsten Gerichts, an dem jedes Übel und jede Ungerechtigkeit beseitigt werden wird? Glauben Sie, dass Er Rache üben wird, gemischt mit Mitleid für alle Sünden, die nicht bereut werden? Glauben Sie an den neuen Himmel und die neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt (2. Petr. 3:13)? Glauben Sie, dass Sie auf diese erneuerte Gesellschaft der unendlichen Freude und ununterbrochenen Gemeinschaft? Glauben Sie, dass das Leben den Tod, den Verfall und das Schlechte verschlingen wird?

 

Bringe Gott dein Opfer des heiligen Zorns dar

 

Der Psalmist sagte: Sei zornig und sündige nicht und fuhr dann fort, uns zu sagen, wie … Bringt die Opfer der Gerechtigkeit dar, und vertraut auf den Ewigen (Ps. 4:4f.). Das ist ziemlich revolutionär - Bringt Gott euren heiligen Zorn als gottgefälliges Opfer dar! Das heißt, euer Zorn soll aus den richtigen Gründen wirksam sein. Lassen Sie Ihren Zorn eine positive Kraft für die Gerechtigkeit sein, und Gott wird ihn annehmen.

 

Der Apostel zitiert den Vers des Psalmisten in Epheser 4:26f.: Seid zornig und sündigt nicht, und fügt seinen Kommentar hinzu: Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen und gebt dem Teufel keinen Raum. Seid zornig! Ja, das ist ein Gebot. Aber sündigt nicht. Auch das ist ein Gebot. Lassen Sie Ihren Zorn gegen Sünde in positives Handeln umwandeln. Lassen Sie Zorn mit Mitgefühl vermischt sein. Lassen Sie Ihren Zorn eine positive Veränderung zum Besseren in der Welt und zum Segen für andere bewirken.

 

Das ist eine ziemliche Herausforderung, nicht wahr? Unkontrollierte Wut, schneller Zorn gibt dem Teufel nur Raum, um Ihr Leben zu ruinieren - fragen Sie nur Will Smith! Ja. Jesus war wütend und hat nicht gesündigt – sein langsamer Zorn verherrlichte seinen himmlischen Vater, denn er war eine Antwort auf Ungerechtigkeit und Missbrauch. Sein Zorn war wohlüberlegt, weise und maßvoll. Er war dazu bestimmt, andere näher zu Gott zu führen!

 

Jesus würde sich niemals eines „Slapgates“ schuldig machen! Das dürfen wir auch nicht, wenn wir seine Nachfolger sein wollen.

 


 

1 Wie zitiert in 6 Rules Every Man Must Break [And Every Woman Must Know] von Bill Perkins, Tyndale House Publishers, Carol Stream, 2007, Ill. S. 86

2 Ebd. S. 87

3 Anmerkung: Es muss dabei aber betont werden, dass eine klare biblische Definition des Zieles genauso elementar ist. Spätestens seit Augustinus wurde der Fokus weg vom Reich Gottes auf der neuen Erde hin zum „Himmel“ als Zukunftshoffnung der Gläubigen gelenkt. Damit wurde die Sprache Jesu und der Apostel völlig verlassen. Im Gegenteil ist es sogar tragisch, dass die katholische Kirche und mit ihr der Großteil der Protestanten an der Himmel- und Höllenlehre festhielten, die Katholiken bis heute auch am „Fegefeuer“. Die Schrift weist dagegen den richtigen Unterschied auf: Reich Gottes oder endgültiger (ewiger) Tod (Röm. 6:23). Den Aufklärern wie den gemäßigten Reformatoren ist ihr Eintreten für Menschenwürde und Toleranz zugute zu halten, unseren unitarischen und täuferischen Vorfahren (außer in Münster) sowieso.