Genesis – zurück zum Anfang: Die sprechende Schlange
(Original: Genesis ...Back to the Beginning: The Talking Snake - www.thebiblejesus.com)
"Die Schlange aber war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott der Herr gemacht hatte. Und sie sprach zu der Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Du sollst nicht essen von den Bäumen des Garten?" (Genesis 3,1)
Wer war diese „sprechende Schlange“, die plötzlich, ja geheimnisvoll aus dem Nichts auftaucht, um Adam und Eva in dem schönen Garten auf die Probe zu stellen? Ist diese heimtückische Figur nur ein Hirngespinst des Autors - ein Gebrauch des akzeptablen literarisches Mittel, das wir als Metapher kennen, um den ewigen Kampf um Recht und Unrecht darzustellen, der in jeder menschlichen Brust tobt? Ist diese „sprechende Schlange“ eines der wilden Tiere, die von der übernatürlichen Person besessen wird, die später als der Drache identifiziert wird, die alte Schlange, die der Teufel ist, der Satan, der die ganze Welt verführt (Offb 12,9 + 20,2)? Ist dieser schnippische, schlängelnde, hinterhältige Schlangenmensch, der Eva höhnisch fragt: „Hat Gott wirklich gesagt ...?“ der Teufel, der sich als Engel des Lichts ausgibt (2. Kor 11,15)?
Zweideutigkeit in der hebräischen Grammatik
Unser Bestreben, etwas über diesen geheimen Charakter zu erfahren, wird durch die Zweideutigkeit des hebräischen Textes herausgefordert. Ohne uns mit den technischen Einzelheiten zu befassen,kann die hebräische Präposition, die das Wort „als“ übersetzt - die Schlange war schlauer als jedes Tier auf dem Feld - auf zwei Arten übersetzt werden. Entweder kann es so verstanden werden, dass die Schlange schlauer war als jedes andere Tier des Feldes, oder dass sie schlauer war als alle wilden Tiere des Feldes. Es ist ein Unterschied in der Kategorie - war die Schlange (nahasch) ein Tier oder etwas anderes?1
Der Satan
Erschwerend für unsere Untersuchung der Identität der Schlange ist die Verwirrung in den Kommentaren in Bezug auf den bestimmten Artikel vor dem Substantiv. Der hebräische Text sagt, dass die Schlange schlauer war ... Einige gut beleumundete Kommentatoren berichten, dass der bestimmte Artikel das Äquivalent eines Personennamens ist. Ein Vertreter dieser Schule ist Francis Schaeffer, der sagt, dass die Schlange in Genesis 3,1 eindeutig identifiziert ist. Der bestimmte Artikel, der in Offenbarung 12,9 auf Satan und in Offenbarung 20,2 und in Genesis 3,1 auf die Schlange angewandt wird, ist wichtig. Es wurde in der Tat vorgeschlagen, dass wir mit der Hinzufügung des hebräischen bestimmten Artikels in Genesis 3,1 etwas haben, das in der hebräischen Grammatik ein Artikel der Eminenz genannt wird. Und wenn dies der Fall ist, wurde die Schlange tatsächlich hier zu einem Eigennamen gemacht - „die Schlange“.2
Die Gegenseite vertritt einer der bedeutendsten zeitgenössischen Gelehrten auf dem Gebiet der biblischen Weltanschauung des Übernatürlichen, Dr. Michael S. Heiser. Heiser beharrt darauf, dass die hebräische Grammatik in der Regel … den bestimmten Artikel vor einem eigenen Personennamen nicht zulässt. Ich bin zum Beispiel nicht „der Mike“. Wir nennen uns nicht gegenseitig beim Namen durch das Wort „der“ vor unserem Namen. Nach den Regeln der hebräischen Grammatik ist ein Substantiv mit vorangestelltem bestimmten Artikel kein Eigenname ... Folglich sind Übersetzungen, die ein Substantiv mit einem bestimmten Artikel in einen eigenen Personennamen wie „Satan“ umwandeln, gegen die hebräische Grammatik ...34
Das hebräische Wort „Satan“ kommt in der hebräischen Bibel 27 Mal vor, 10 Mal ohne den bestimmten Artikel und 17 Mal mit dem bestimmten Artikel. So sehr ich Francis Schaeffer auch schätze, er war eindeutig kein Hebräisch-Linguist (und ich bin es auch nicht!). Deshalb bin ich geneigt, Dr. Heiser zuzustimmen, dass wir Satan nicht als Personennamen übersetzen sollten, wenn ihm der bestimte Artikel vorangestellt ist.5
Dies kann bedeuten, dass wir einige unserer gängigen Vorstellungen überdenken müssen. Zum Beispiel: im Buch Hiob sollte der Satan eher mit dem Ankläger oder dem Widersacher übersetzt werden, statt als ein eigener persönlicher Name. Ich beeile mich jedoch hinzuzufügen, dass ich glaube, dass Hiobs Nemesis der ursprüngliche Rebell aus dem Garten Eden war, die Schlange, wegen anderer textinterner Gründe.6
Wie kommen wir in diesem Gestrüpp widersprüchlicher Ideen voran, wenn es um das erste Auftreten der Schlange im Garten geht? Es ist sehr verlockend, einfach direkt zum Neuen Testament überzugehen, wo die Schlange in der Tat identifiziert wird als der Teufel, der ursprüngliche Verführer und Mörder (z. B. Joh 8,44; Offb 12,9 + 20,2). Aber wenn wir diese sehr vernünftige Strategie verfolgen würden, würden wir viele reiche Informationen verpassen, die die Hebräische Bibel für unsere Unterweisung enthält.
Nur ein Garten?
Die alten Leser der Hebräischen Bibel wussten natürlich, dass Tiere nicht sprechen können. Als sie in ihrer Erzählung auf diese „sprechende Schlange“ stießen, wussten sie, dass dies ein Code für den unsichtbaren, übernatürlichen Bereich ist, der in unsere Welt eindringt. Hier ist ein wenig Wissen über die ursprüngliche Denkweise des Alten Orients (ANE) sehr nützlich ist. Lassen Sie mich das erklären. Wenn wir an das Wort „Garten“ denken, stellen wir uns einen Ort vor, an den wir uns zurückziehen können, umgeben von Bäumen und Blumen und wahrscheinlich Wasserspielen wie Teichen, Springbrunnen und sprudelnden Bächen. Ein Ort mit Vögeln, Bienen, Schmetterlingen und so weiter. Und es ist so einfach, unser idyllisches geistiges Bild wieder auf unsere Lektüre des Garten Eden zu übertragen.
Das ist alles schön und gut, soweit es geht. Eden war ein Garten. In der Tat war Eden ein perfekter Garten. Aber letzten Endes war es doch nur ein Garten, oder? Falsch! Die ursprünglichen Leser der Genesis hatten ein viel differenzierteres „Bild“ von Eden gehabt als nur einen Ort, an dem die Blüten blühen und die Bienen summen. Die Leser des Alten Orients betrachteten Eden als einen Tempelgarten - einen Ort, an dem die Götter mit den Menschen interagieren und verehrt werden sollten.78
Wir lesen, dass Gott, der Herr, in der Kühle des Tages (oder im Wind) mitten im Garten wandelte. Als Gottes Tempelhaus war der Garten Eden der Ort, an dem Adam und Eva mit ihrem Schöpfer zusammenkamen, um seine Gegenwart zu genießen. Der Garten war also ein irdischer Archetyp der himmlischen Wirklichkeit.9 Für die alten hebräischen Leser war der Garten Eden also das irdische Abbild des himmlischen Hofes, in dem der göttliche Rat tagte. Eden war der „Miniaturtempel“, der diese größere göttliche Versammlung der Götter widerspiegelte. So wird zum Beispiel in Hesekiel 28,13-14 (eine Stelle, auf die wir gleich noch näher eingehen werden) Eden als der heilige Berg Gottes mit den Merkmalen eines Gartens beschrieben.10 Neuere biblische Forschungen zeigen, dass die Vorstellung vom göttlichen Rat, der in einem Garten auf einem Berg mit herabfließendem Wasser tagt, ein häufiges Motiv in derder antiken Welt war - zum Beispiel in altägyptischen, babylonischen und assyrischen Aufzeichnungen. Für den ursprünglichen Leser der Genesis wäre es also keine Überraschung gewesen, ein Mitglied von Gottes himmlischem Hof - die Schlange – in Gottes Tempelgarten, in Eden, wiederzufinden. Man findet die Götter schließlich in einem Tempel, oder?11
Die rebellische Schlange in Genesis 312
Ich finde es mehr als merkwürdig, dass es in den umliegenden Kulturen und Religionen in der ANE der gemeinsame Glaube an ein halbgöttliches Wesen mit Flügeln und Füßen besteht, das den in der Hebräischen Bibel beschriebenen Seraphim und Cherubim ähnelt. In der mesopotamischen Religion gab es einen göttlichen Kuribu, der als „Schlange“ (Drache) dargestellt wurde. Auch in Ägypten wurden die göttlichen Thronwächter als „Schlangenwesen“ dargestellt. Weiter könnte man an die chinesische Tradition des „Drachen“ denken oder auch an den Glauben der australischen Aborigines, die an die „Regenbogenschlange“ glauben. In der Tat scheinen viele alte Kulturen eine gemeinsame Urerinnerung an die biblische Schlange im Garten Eden widerzuspiegeln.
Außerdem ist das Wort Seraphim die Pluralform des hebräischen Substantivs „saraph“, was Schlange bdeutet. Sind die Seraphim und die Cherubim also Beschreibungen desselben Wesens? Es ist möglich, dass diese Begriffe leicht unterschiedliche Funktionen für dieselben Geschöpfe in Gottes himmlischem Rat ausdrücken.
Der wachende Cherub in Jesaja 14 und Hesekiel 28
Es gibt zwei alttestamentliche Stellen, die wesentlich zu unserem Verständnis beitragen. Das göttliche Wesen in Hesekiel 28,13-14 wird „Cherub“ genannt, und insbesondere „wachender Cherub“ - ein semitischer/akkadischer Begriff für einen Thronwächter.13 Viele angesehene Gelehrte haben gezeigt, dass die Berichte über den Wächter-Cherub in Jesaja 14 und Hesekiel 28 die Urerzählung eines ursprünglichen Rebellen in Gottes himmlischem Rat wiedergeben. Vergleichen Sie die folgenden Verse aus Jesaja 14 mit Hesekiel 28:
Wie bist du vom Himmel gefallen, du Morgenstern, du Sohn der Morgenröte! Du wurdest auf die Erde hinabgestürzt ... Du hast in deinem Herzen gesagt: ‚Ich will meinen Thron über die Sterne Gottes erheben; ich will auf dem Berg der Versammlung thronen, auf den äußersten Höhen des heiligen Berges ... Ich will mich gleich machen dem Allerhöchsten ...‘ (Jes. 14,12-15).
Du warst in Eden, dem Garten Gottes ... Du wurdest gesalbt als ein Wächter-Cherub, denn so habe ich dich bestimmt. Du warst auf dem heiligen Berg Gottes ... Du warst untadelig in deinen Wegen von dem Tag an, an dem du erschaffen wurdest, bis das Böse an dir gefunden wurde … So habe ich dich mit Schande vom Berg Gottes vertrieben, und ich habe dich ausgestoßen, oh Wächter-Cherub ... (Hes 28,13.14).
Wenn wir diese Stellen vergleichen, entdecken wir viele „Berührungspunkte“, die beweisen, dass dasselbe Thema diskutiert wird. Jesaja 14 erzählt von einem göttlichen Wesen, das als Wächter-Cherub beschrieben wird, der aus dem Versammlungsort des himmlischen Rates (genannt Berg der Versammlung) verbannt wird. Er befindet sich dann auf geheimnisvolle Weise in Eden, dem Garten Gottes. Jesaja 14 spricht auch von dem unstillbaren Autonomiebedürfnis dieses himmlischen Rebellen, der sich damit brüstet, dass er wie der Allerhöchste über den himmlischen Hof des Ewigen(die Sterne Gottes) herrschen wird.
Obwohl beide Abschnitte in erster Linie eine Klage gegen die menschlichen Könige von Babylon und Tyrus sind, und obwohl beide Passagen spöttische Hohnreden auf diese irdischen Könige sind, haben viele angesehene Gelehrte gezeigt, wie die Geschichte in der Urgeschichte eines ursprünglichen Rebellen im himmlischen Rat von dem Einen Gott wurzelt. Mit anderen Worten: Gott wird diese stolzen und rebellischen Könige von Babylon und Tyrus auf dieselbe Weise richten, wie er den Wächter-Cherub richtete, als er diesen ursprünglichen Rebellen aus dem göttlichen Rat ausstieß - und der daraufhin in Eden angesiedelt wurde. Wie jene rebellische Schlange werden die bösen Könige unter die Erde hinabgeworfen in das Reich der Toten.
Beide Abschnitte liefern also zusätzliche Informationen, die wir brauchen, um die Lücken in unserem Wissen darüber zu schließen, wer die Schlange im Garten Eden war und was sie zu erreichen versuchte. Sie wollte Adam und Eva dazu bringen, sich der Rebellion anzuschließen! Ihr Appell war, dass sie ihre eigenen Halbgötter werden könnten! Warum sollten sie nicht bestimmen, was gut und was böse ist, was richtig und was falsch ist?14
Was war das Angebot der Schlange?
Mit diesem kleinen Hintergrundwissen im Hinterkopf wollen wir uns nun genau ansehen, was die Schlange angeboten hat. Viele Leute denken, dass sie sich geirrt hat. Als sie sagte, „Du wirst sicher nicht sterben", war das eine glatte Lüge. Aber wie alle Lügen war auch diese in Wahrheit eingebettet. Die gefährlichsten Lügen sind die, die zu 99% wahr sind! Der Haken ist gut versteckt. Eva sollte etwas lernen! Aber es war die schrecklichste und gefährlichste Art von Wissen ... experimentelles Böses, existenzieller wie auch buchstäblicher Tod.
Um meine einleitende Illustration aus dem ersten Artikel zu verwenden (Genesis - Zurück zu den Anfängen: Grenzen und Segen) könnten wir sagen, dass Adam und Eva gelockt wurden, sich auf den Traktor von Farmer Geddon zu setzen, um auf Feldern zu pflügen, auf die sie kein Anrecht hatten! Das Überschreiten von Gottes schützenden Grenzen ist niemals eine gute Idee. Nach der King James Version sagte die Schlange zu Eva: „Gott weiß; wenn ihr davon esst, werden eure Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie die Götter und wissen, was gut und böse ist.“ (Gen 3,4). In den meisten englischen Übersetzungen heißt es hingegen: „ ... you will be like God ...“ Hat die Schlange also gesagt: „Ihr werdet wie Götter sein“ oder „Ihr werdet wie Gott sein?“ Ist diese Zweideutigkeit von Bedeutung? Nun, es stellt sich heraus, dass das hebräische Wort für Gott oder Götter (Elohim) entweder auf eine einzelne Gottheit oder auf eine Vielzahl von göttlichen Wesen verweisen kann, und nur der Kontext wird die Bedeutung/Übersetzung bestimmen.
Die griechische Version schreibt „Ihr werdet sein wie [die] Götter“, und verwendet den bestimmten Artikel, um auf eine bestimmte Gruppe von Göttern zu verweisen. Aber wer sind die Götter? Wollte die Schlange andeuten, dass Eva in das Reich der „verborgenen Weisheit“ der Cherubim und Seraphim – des himmlischen göttlichen Rates eindringen könnte? Oder war der Test der Schlange absichtlich ausweichend und absichtlich zweideutig? Vielleicht wollte sie Eva mit der Möglichkeit verführen, im Bereich der Weisheit und des Wissens wirklich wie der Allmächtige zu sein? Was würde also ein Leser im Alten Orient denken, auf den hier Bezug genommen wird?
Folgende Überlegung ist nicht unwahrscheinlich: die Schlange taucht in Eden auf bietet Adam und Eva einen Platz an, um den Göttern gleich zu sein; wussten die ursprünglichen Leser, dass das bis dahin geheime Wissen, wie es im göttlichen Konzil bereits „genossen“ wurde, damit auch für sie zugänglich war? Zumindest bot das Schlangenwesen eine verbotene Weisheit an, nach der sich die Menschheit im Laufe der Geschichte schon lange sehnte. Denken Sie nur an den Turmbau zu Babel, als die Menschheit eine konzertierte Rebellion gegen Gott organisierte, indem sie nach den Sternen griff! Diese Weisheit ist zu haben, wenn man sich in das himmlische Pantheon begibt, und diese Versuchung war zu verlockend für Adam und Eva - und hat sich für die Menschheit seither als zu verlockend erwiesen.15
Man denke an die ägyptischen Pyramiden, von denen die Historiker der Antike sagen, dass sie ein Versuch für die Toten waren, zur Göttlichkeit zu gelangen. Es lassen sich viele „sanftere“ Beispiele anführen, wie der Wunsch des Menschen nach verborgener Weisheit aus dem Reich der Toten durch magische Künste wie Spiritismus und Nekromantie verwirklicht werden soll. Dies ist die Versuchung, der die Menschheit seit dem ruchlosen Angebot der Schlange im Garten Eden begegnet ist.
Die Methode der Schlange
Ich bin nicht der Erste, der auf die Tatsache hinweist, dass die ersten Worte der Schlange in der Bibel eine Unterbrechung zu sein scheinen - sie knüpfte an einen früheren Gedankengang an. Vielleicht knüpft ihre Andeutung „Ja, hat Gott gesagt ...?“ (nach KJV) oder „Hat Gott tatsächlich gesagt ...?“ (nach NASB) an ein vorangegangenes Gespräch an oder kommt mitten in dieses hinein Wenn die Frage der Schlange an einen vorherigen Gedankengang anknüpft, war sie vielleicht ein Gedankenleser? Vielleicht hatte Eva unter dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse gesessen und sich gefragt, wie verlockend seine Frucht zu sein schien? Vielleicht hatte sie über seine verbotenen Eigenschaften nachgedacht und darüber, warum Gott gerade diesen Baum aus all den vielen anderen im Garten ausgewählt hatte? Wenn dies der Grund für die Frage der Schlange war, würde das darauf hindeuten, dass sie ihre Gedanken lesen konnte. Aber konnte sie das wirklich?16
Wenn andererseits die Frage der Schlange eine Unterbrechung inmitten eines hörbaren Gesprächs war, dann waren die einzigen beiden Personen in dem „Chatroom“ Adam und Eva. Vielleicht war Adam gerade dabei, Eva über das Gebot des Herrn zu informieren, nicht von der verbotenen Frucht zu essen? Vielleicht war es genau in diesem Moment, als ihr Mann - zu Evas Aufklärung - Gottes Gebot und die Gründe dafür wiederholte. Mittendrin meldete sich die Schlange mit ihrer Herausforderung: „Hat Gott wirklich gesagt ...?“ (Haben Sie noch nicht entdeckt, wie „makellos“ das Timing ist, wenn die Versuchung an Ihre eigene Tür klopft?) Es ist zumindest sicher, dass Adam bei Eva war, denn nachdem sie von der Frucht gekostet hatte, gab sie auch ihrem Mann, der bei ihr war, etwas davon, und er aß es ohne weiteres!
Besessenheit durch den Teufel?
Hat die Schlange also in einem ersten Fall von „Teufelsbesessenheit“ eine reale Schlange benutzt? Ist Satan in den Körper einer echten Schlange eingedrungen und hat ihn für seinen ruchlosen Plan benutzt - ein Fall von „Teufels-Bauchrednerei“? Das ist eine populäre Vorstellung. Sie erscheint zum Beispiel in den Fußnoten der beliebten NIV-Studienbibel. Unter „Schlange“ in Genesis 3 lesen wir: „Der große Verführer verkleidete sich als Schlange, eines der guten Geschöpfe Gottes.17 Dieser Gedanke ist in der Bibel nicht weit hergeholt, denn in zwei anderen Fällen wird später in der Bibel von „Teufels-Besessenheit“ geschrieben. Lukas 22,3 erzählt uns, dass Satan in Judas drang, bevor er zu den Hohenpriestern ging und ihnen anbot, Jesus in ihre Hände zu verraten. Und Johannes 13,27 informiert uns, dass beim letzten Abendmahl, sobald Judas das Brot von Jesus genommen hatte, der Satan in ihn eindrang. Es scheint, dass die Tötung Jesu für den Plan des Teufels so wichtig war, dass er nicht bereit war, ihn in den Händen eines geringeren Agenten zu lassen!18
Aber wir sollten nichts überstürzen, denn der Text sagt nicht, dass ein übernatürliches Wesen ein Tier „betreten“ hat. Dieser Gedanke ist reine Eisegese - ein Hineinlesen in den Text, nicht aus ihm heraus. Wie Heiser schreibt, ist der Text klar - es ist die Schlange, die Eva verführt und damit die Kaskade von Ereignissen einleitet, die zum Verlust des ewigen Lebens für die Menschheit führt.19
Die Bestrafung der Schlange
Aber was war, als Gott die Schlange bestrafte, indem er ihr sagte, dass sie von nun an verflucht sei über alles Vieh und alle wilden Tiere, und dass sie auf ihrem Bauch kriechen Bauch und alle Tage ihres Lebens Staub fressen würde ...? Deutet diese Sprache nicht darauf hin, dass das Schlangenwesen eine Schlange war, ein Tier, das von einem anderen göttlichen Geist besessen war Inwiefern kann man sich vorstellen, dass der Teufel heute buchstäblich auf dem Bauch durch den Staub kriecht?
Nun, wenn wir Genesis 3, Jesaja 14 und Hesekiel 28 zusammen betrachten, stellen wir fest, dass alle drei Passagen sagen, dass der übernatürliche Rebell auf die Erde hinabgeworfen wurde. Der hebräische Begriff für Erde ist ein gängiger Begriff für den Boden unter unseren Füßen. Es ist aber auch ein Begriff für das Reich der Toten (z.B. Hesekiel 32,21.24-30; Jes 14,9; Jona 2,6). Da ich Dr. Michael Heiser schon oft zitiert habe, möchte ich ihm das letzte Wort überlassen:
"In der biblischen Kosmologie befindet sich die Unterwelt (wie ihr Name schon sagt) unter der Erde. Sie ist folglich ein Teil der Erde. In diesem Licht macht das Urteil über den Rebell Sinn. Er wurde sowohl auf die Erde als auch unter die Erde gestürzt. Die Schlange wird mit dem Reich der Toten assoziiert, weil sie dorthin geschickt wurde … Alle Motive der Dunkelheit, des Todes, der Krankheit und des Chaos ... sind Teil dieser Assoziationen, nicht weil sie in Genesis 3 vorkommen ... sondern weil alle begrifflichen Wege in das Reich der Toten führen."
Was kennzeichnet das Profil des ersten göttlichen Rebellen? Selbsterhöhung gegenüber Gott, Antipathie gegenüber der Menschheit und Herrschaft über das dunkle Reich der Toten. Alle, die sterben, werden in seinem Reich verweilen, wenn nicht eine noch größere Macht eingreift.20
1 Die Präposition (min) kann entweder partitiv oder komparativ sein. Ein Beispiel für den partitiven Sinn ist: „Verflucht bist du von allem Vieh und von allen Tieren des Feldes“ (Gen 3,14), wobei die Schlange verflucht wird, nicht aber die anderen Tiere. So gesehen deutet Gen 3,1 darauf hin, dass die Schlange nicht in die Klassifizierung der anderen wilden Tiere einbezogen wurde. Aber der Komparativ hätte die Bedeutung, dass die Schlange zu einer anderen Klasse als die wilden Tiere gehörte und somit nicht in jeder Hinsicht ein gewöhnliches Tier wäre. Die Idee wäre, dass die Schlange außerhalb des Kreises der anderen genannten Tiere stünde, weil sie schlau war und die anderen nicht. War er ein übernatürliches Wesen oder ein natürliches Tier? Wir brauchen eindeutig mehr Informationen.
2 Genesis in Space and Time, IVP, USA, Dritter Druck, 1972, S. 78
3 Demons: What the Bible really Says about the Powers of Darkness, Lexham Press, S. 76.78
4 Erschwerend kommt hinzu, dass das Griechische in der Regel anders funktioniert, weil es einem Personennamen sehr oft den bestimmten Artikel voranstellt. Zum Beispiel ist Petrus im Neuen Testament oft „der Petrus“ und sogar Jesus selbst ist „der Jesus“.
5 Die 17 Stellen mit dem bestimmten Artikel sind Sach 3,1.2 (zweimal); Hiob 1,6.7 (zweimal), 8.9.12 (zweimal); 2,1.2 (zweimal), 3.4.6.7. Die 10 Male ohne den bestimmten Artikel sind: Num 22, 22.32; 1. Sam 29, 4; 2. Sam 19,23; 1. Kön 5,18 + 11.14.23.25; 1. Chron 21,1; Ps 109,6.
6 Ich weise hier lediglich auf die anerkannten grammatikalischen Regeln hin, anstatt die Exegese im Detail zu erläutern.
7 John H. Walton hat dieses Konzept in seinen populären Büchern The Lost World of Genesis One: Ancient Cosmology and the Origin’s Debate und The Lost World of Adam and Eve: Genesis 2-3 entwickelt
8 Michael Heiser entwickelt dieses Thema ebenfalls, op. cit., S.62
9 Ryken u. a., Dictionary of Biblical Imagery, 849, zitiert von Heiser, op. cit., S.62
10 Die Bibel sagt in Hebräer 8,5, dass Mose die Stiftshütte nach dem himmlischen Vorbild baute.
11 Das Wort Paradies ist das persische Wort, das einen schönen Garten beschreibt, und es ist interessant, dass die griechische Septuaginta dieses Wort tatsächlich in ihrer Beschreibung des Gartens Eden verwendet.
12 Ein Großteil des Materials in diesem Abschnitt stammt von Michael Heiser, op. cit., S.65.
13 Der alttestamentliche Cherub hatte drei verschiedene Aufgaben: 1) Die Quelle des Lebens zu bewachen (Gen 3,24). 2) Er „zieht den Wagen Gottes“ (Ps 18,10 = 2. Sam 22,11 usw.), was in der hebräischen Poesie für Gottes unmittelbares Handeln in dieser Welt für sein Volk steht. 3) Stellvertretend als Gottes Thron in der irdischen jüdischen Stiftshütte zu dienen (1. Kön 6,23-28; 8,6-8).
14 Michael Heiser, a.a.O., hat eine ausgezeichnete Tabelle für Vergleiche zwischen Jesaja 14 und Hesekiel 28 mit der Schlange von Eden auf S.69. Zu den Überschneidungen gehören die Erwähnung von Gottes himmlischem Rat und seinen göttlichen Mitgliedern, die leuchten wie die Sterne; ein Versammlungsort für den Rat in einem gut bewässerten Garten und auf einem Berg; die Vertreibung aus der göttlichen Gegenwart in die Unterwelt; leuchtende Edelsteine aus Feuer, deren Liste mit dem himmlischen Jerusalem in Offb 21,18f übereinstimmt, usw.
15 Die jüdische Literatur des Zweiten Tempels ist voll von diesem Thema, insbesondere 1. Henoch, den die Autoren des Neuen Testaments zitieren.
16 Die Frage, ob Satan oder dämonische Mächte in der Lage sind, die Gedanken der Menschen zu lesen, ist faszinierend und ein viel zu großes Thema, um es in diesem Artikel zu behandeln. Ich entschuldige mich dafür, dass ich den Leser in der Hoffnung in der Schwebe lassen muss, dass wir vielleicht in einem anderen Artikel dazu kommen.
17 The NIV Study Bible: 10. Jubiläumsausgabe, Zondervan, Grand Rapids, MI USA, 1995
18 Der Teufel wird am Ende dieses bösen Zeitalters, in den Tagen der Großen Trübsal, noch einen weiteren menschlichen Vertreter besitzen. Der Antichrist selbst wird den Namen des Allmächtigen direkt herausfordern, wenn die große Mehrheit der Menschheit sich in einer vereinigten wirtschaftlichen und religiösen „Bestie“ auflehnt, um den Gott des Himmels zu lästern. Der prahlerische Humanismus wird sich am Ende dieses bösen Zeitalters mit dem Okkulten zusammenschließen, um den Teufel anzubeten, der als die Schlange identifiziert wird (Offb 12,9 und 20,2).
19 Op. Cit.,Fußnote, S.62
20 Op. Cit. S.81